14 Jul Ferienzeit ist Selfie-Zeit

In der letzten Woche gratulierte sich die Autorin dieses Blogs selbst zum Geburtstag und verwies darauf, dass die Zeiten sich ändern. Selbstbezogenheit ist total en Vogue. Zwar ist das Sich-Selbst-Gratulieren noch nicht der Trend, dafür aber das Selfie-Foto, das es so vor 20 Jahren noch nicht gab. Heute hat praktisch jeder ein Smartphone. Und fast jeder verwendet das Smartphone dazu, das eigene Leben fotografisch zu dokumentieren. Das nimmt skurrile Züge an und ist ein super Thema für die Ferien – denn Ferienzeit ist Selfie-Zeit!

Narzissmus für die Handtasche

Ein Radiosender in NRW befragte Jugendliche und junge Erwachsene, ob sie mal nachzählen würden, wie viele Selfies sie auf dem Smartphone haben. Junge Männer und vor allem Frauen fotografieren sich beachtlich oft selbst. Eine junge Dame gab an, so ca. 80 Selfies auf dem Handy zu finden – nach kurzer Suche. Sie habe das Smartphone aber noch nicht so lange. Rückfrage bei unseren jugendlichen Praktikanten: 80 Selfies finden die nicht so viele. Ich schon! Warum sollte ich mich selbst 80 mal vor diversen Hintergründen fotografieren? Ich kann den Spass darin nicht so richtig erkennen – vielleicht liegt es daran, dass ich über 25 bin. Als ich im Selfie-Alter war, ich weiß es noch, verachteten wir Handybenutzer im allgemeinen und betrachteten diese als Angeber. Die ersten Handys kamen gerade raus und damit konnte man genau genommen nur telefonieren und SMS verschicken.

Lange sah ich dies auch immer als den tieferen Sinn des Mobiltelefons. Dass das nicht so ist, kann ich seit Jahren beobachten. Es gab eine Untersuchung, bei der man Menschen das Smartphone wegnahm und sie dadurch messbar weniger intelligent wurden. Sie mussten jeweils einen Intelligenztest in Beisein und in Abwesenheit ihres Smartphones machen. Ohne Smartphone, auch wenn das im Test gar nicht benutzt wurde, trafen die Probanden ihre Entscheidungen unsicherer und lagen häufiger daneben. Das ist bemerkenswert. Dass das Smartphone durch bloße Anwesenheit jedoch nicht nur die Intelligenz erhöhen, sondern auch reduzieren kann, das spiegelt sich in der steigenden Zahl der Todesfälle durch Mobiltelefone wieder.

Tod durch Selfie

Seit 2014 werden die Todesfälle durch Selfies aufgezeichnet und ausgewertet. Es gibt dafür sogar einen Fachausdruck: den Selfizid. Anders als beim Suizid gehen die Opfer meist bester Laune über den Jordan. Das Phänomen findet mittlerweile auch für den Darwin-Award Beachtung: das ist eine posthume Auszeichnung für Menschen, die auf besonders dumme Weise ihr Leben (unfreiwillig) selbst beendet haben. Damit haben sie sich, Darwins Lehre folgend, selektiert und können ihr Erbgut nicht weiter geben. Drei Viertel der Opfer sind, man ahnt es, junge Männer zwischen 20-25 Jahren. Diese Gruppe war auch vor dem Selfie die am häufigsten mit dem Darwin-Award ausgezeichnete. Die Ursachen der Selfizide sind: Abstürze, Ertrinken und Überrollt zu werden. Die Hitliste: Die meisten Selfizide passieren in Indien, Hauptursache ist dort das Ertrinken, dicht gefolgt von Vom-Zug-überfahren-zu-werden.

Der Sturz aus großer Höhe kommt auch in Indien durchaus vor, und ist weltweit die häufigste Ursache für den Selfizid. In den USA und Russland passiert es gelegentlich, dass sich Menschen beim Selbstporträt versehentlich erschiessen oder mit Handgranaten töten. Ein relativ natürlicher Tod ist der durch Bären in Nationalparks, die laufen da ja frei durch die Gegend. Natürlich kann man auch mit dem Auto verunglücken, das Flugzeug abstürzen lassen, das man gerade lenkt, usw. Nicht bekannt wurde bisher, dass ein Mobiltelefon selbst oder eine Selfiestange tödliche Unfälle verursacht hätten. Immerhin ein Lichtblick. Obwohl: Selfie Sticks sind in Südkorea (wegen Bluetooth / Datenklau und Funkstörungen) und in der Atacama-Wüste (Blitzgefahr), sowie in vielen Museen (Zerstörung von Kunstwerken) nicht gern gesehen bzw. verboten.

Sicher Selfies machen

Wer Fotos macht, sollte also auf seine Unversehrtheit achten. Den Blick auch mal vom Display nehmen, achten, wohin man tritt. Für Leute, die beim Fotografieren weder von Klippen fallen, noch in Fettnäpfchen treten wollen, hier folgende Tipps: Fotografieren Sie nicht an FKK Stränden, dort ist es meistens verboten. Fotografieren Sie nicht in Museen, wenn Kunstwerke im Bild sind. Verbreiten Sie vor allem diese Bilder nicht über Soziale Netzwerke! Achten Sie darauf, dass niemand im Bild zu erkennen ist, der nicht sein Einverständnis gab, fotografiert und ggf. mit anderen geteilt zu werden.

Fotografieren Sie nicht den Eiffelturm bei Nacht, vor allem, verbreiten Sie Fotos des Eifelturms bei Nacht nicht ohne den Hinweis: „copyright Tour Eiffel – illuminations Pierre Bideau“*, denn die Lichtinszenierung nächtens am Eiffelturm ist seit 1985 ein eigenes Kunstwerk. Tragen Sie ein Kunstwerk am Körper, für das Sie keine Freigabe des Urhebers haben, tja, dann haben Sie Pech und dürfen Fotografien Ihrer Tätowierungen nicht ohne weiteres verbreiten. Denn auch ein Tattoo ist ein künstlerisches Werk. Die Rechte des Urhebers genießen den rechtlichen Schutz, den auch Urheber von Wandgemälden, Filmen, Fotos oder Kompositionen genießen.

Aber es gibt nicht nur solche personen- und urheberrechtlichen Einschränkungen. Vielerorts wurde der Selfie gesetzlich verbannt. In den USA droht mittlerweile Strafe, wer Fotos von sich mit Tigern oder Bären im Hintergrund verbreitet. In Indien gibt es No-Selfie-Areas. Während des Stierlaufs in Pamplona ist es komplett tabu sich kunstvoll abzulichten, ebenso bei den Film-Festspielen in Cannes oder am Strand von Garoupe an der Cote d’Azur. Das kann sich ändern. Denn die „Generation Selfie“, die heute bis 25 jährigen, sofern sie sich nicht aus Versehen entleiben, wird irgendwann den Laden übernehmen.

Filme der Woche

In unserem Filmblog, den Filmen der Woche auf videopostkarten.de habe ich euch einiges zum Thema Smartphones, Selfie und Stürze zusammengestellt. Das Smartphone gewinnt auch für die Videopostkarten Bedeutung, denn damit lassen sich Geschichten erzählen. Großartig sind Anna und Tom, die super als Geschwister um die Technik streiten, oder sich Verfolgungsjagden über die Dächer von Köln leisten – wegen eines Smartphones. Es ist keiner abgestürzt….! „Es sieht aus wie ich – aber das bin ich nicht!“ – So mag es mancher Selfie-Fotografin gehen. Und bevor Frauen sich für Männer ins Unglück stürzen, haben sie kreative Ideen. Viel Spass!

*Quelle: http://www.express.de/24273574 ©2017