19 Aug Musik

MusikJemand, der mir sehr nahe steht, hat einmal gesagt, dass Musik in der realen Welt das ist, was Magie am nächsten kommt. Sie kann Geschichten erzählen, zu Tränen rühren, Sorgen vertreiben, Erinnerungen wecken, und manchmal kriegt man einfach nur vom Zuhören Gänsehaut bis zu den Zehen. Und das nur, weil jemand ein paar Saiten streicht, in ein Röhrchen bläst oder auf eine Trommel haut? Das klingt schon ziemlich magisch. Faszinierend ist auch, dass jeder Musik versteht. In jeder Kultur wird Musik gespielt, Kleinkinder fangen bei den ersten Klängen eines Liedes zu wippen an und einem hartnäckigen Bauern-Mythos nach geben Kühe mehr Milch, wenn sie klassische Stücke hören. Kein Wunder, dass Musik in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten eingesetzt wird.

… wo die Musik spielt

Wenn wir uns so durch unseren Alltag kämpfen, bemerken wir es oft nicht, aber Musik ist überall. Sie spielt in Fahrstühlen, um die peinliche Stille zwischen Fremden zu entschärfen und lange Fahrten in hochgelegene Stockwerke etwas angenehmer zu gestalten; aus allen Autos dröhnt das Radio und bei dem Supermarkt deiner Wahl ertönt dauernd dieser Jingle, der dich irgendwie nervt, aber auch nicht mehr aus deinem Kopf will. Und das ist genau die Absicht eines solchen Jingles. Eine einfache, aber einzigartige Melodie, verknüpft mit einem Spruch, oder einem Namen kann zu einer effektiven Marketingwaffe werden. Denn bewiesener Maßen können Menschen sich Dinge besser einprägen, wenn sie so viele Sinne wie möglich ansprechen. Im auditiven Bereich beeinflussen vor allem Reime, Melodien und Wortspiele das Erinnerungsvermögen positiv. Stehen wir dann im Supermarkt vor der Bierauswahl, fällt uns auf einmal der fröhlich-bodenständige Song aus der Erdinger-Weißbier-Werbung ein. Suchen wir nach einer Süßigkeit, hören wir plötzlich eine sinnliche Frauenstimme „Merci, dass es dich gibt“ säuseln, oder sehen vor unserem inneren Auge die Maxi-King-Rapper. Und wer gerne grillt, der weiß, die „Bratwurst muss Bratmaxe von Meica sein“! Musik dient dem Marketing aber noch anders, als bloß in Jingles. In Kaufhäusern und anderen Läden werden zum Beispiel Stücke gespielt, die von der Zielgruppe des jeweiligen Ladens gerne gehört wird und gute Laune verbreitet. So sollen die Kunden dazu gebracht werden, länger zu verweilen und sorgloser beim Einkauf zu sein. Ganz schön perfide, oder?

Es kommt noch perfider. Denn wenn Musik Magie ist, dann hat sie auch eine dunkle Seite. So wurde Musik in (Stammes-)Kriegen oft eingesetzt, um die Gegner einzuschüchtern. Langsame, rhythmische Trommelschläge, laute Rasseln, tiefe, eindringliche Hornklänge gemischt mit ekstatischem Jaulen– man kann sich schon vorstellen, dass dem ein oder anderen Krieger da mulmig zumute wurde. Außerdem wurde und wird Musik heute noch zur Folter eingesetzt: In Guantanamo wurde zeitweise laut und ohne Pause Musik gespielt, was für die Häftlinge sowohl eine psychische als auch eine physische Tortur war. In KZs wurden die Gefangenen dazu gezwungen zur Belustigung der Wärter zu singen und Instrumente zu spielen, oft stundenlang, umgeben von Leid und Gewalt.

Von Hoffnung, Heilung und Heiterkeit

Doch genug von der dunklen Seite der Musik, denn sie hat so viel mehr Licht- als Schattenseiten. So kann Musik zum Beispiel Leid, Angst und Wut Ausdruck verleihen und auf diese Weise das Leiden erträglicher machen, anderen Hoffnung spenden und für das Gefühl von Zugehörigkeit sorgen. Man nehme zum Beispiel Blues, Reggae oder ursprünglich auch Hip Hop. Diese Musikrichtungen dienten dazu, über schlimme Erfahrungen, Missstände und Leid zu berichten, Gefühle auszudrücken um sie besser ertragen zu können und buchstäblich von anderen gehört zu werden. Darüber hinaus kann Musik durch Tradition Zusammenhalt vermitteln, wie zum Beispiel Nationalhymnen: Eine „eigene“ Melodie, oft mit einem „eigenen“ Instrument, wie zum Beispiel die schottische Nationalhymne, die am besten auf Dudelsäcken gespielt wird.

Oft wird Musik auch in der Therapie eingesetzt. Aufgrund ihrer Fähigkeit, Emotionen hervorzurufen, kann sie dabei helfen, geistige Gesundheit zu erhalten, zu fördern, oder wiederherzustellen. Wegen ihres emotionalen Anspruchs macht sich Musik auch ganz wunderbar, um festlichen Anlässen noch mehr Erinnerungswert zu verleihen, oder einen Film oder eine Botschaft noch eindringlicher zu gestalten. Und natürlich kann sie einfach zur Unterhaltung dienen, einen gemeinsamen Abend mit Freunden noch geselliger wirken lassen, einen ruhigen Moment noch entspannter und friedlicher machen. Musik wird so zu einem persönlichen Rückzugsort, zur individuellen Ausdrucksmöglichkeit, zur Farbe in den Erinnerungen. Was wäre eine Welt also ohne Musik? Oder sollte ich besser fragen: Was wäre eine Hochzeit ohne Hochzeitsmarsch? Ein Film ohne Soundtrack? Ein Länderspiel ohne Nationalhymnen? Eine Party ohne Beats? Wir wollen uns diese Welt gar nicht erst vorstellen, denn diese Vorstellung könnte nur trist sein. Trist und sehr, sehr viel leiser.

Sicherlich habt auch ihr eine ganz besondere Beziehung zu Musik. Vielleicht spielt ihr ein Instrument, schreibt Songtexte, in denen ihr eure Wünsche und Ängste beschreibt, oder habt besondere Erinnerungen, die an einen ganz speziellen Song geknüpft sind. Eure Musik-Geschichten könnt ihr mit unseren Videopostkarten zum Thema Musik verschicken!