01 Feb Luca wartet und wartet auf Dramaturgie

 

Unsere Praktikantin Luca macht, wenn sie wartet, was alle unsere Praktikantinnen machen. Sie bereitet nicht ihren Unterricht zum Thema Dramaturgie vor, sondern nimmt ihr Smartphone und schaut Instagram-Filme. Oder sie liest WhatsApp-Nachrichten. Oder sie googlet. Auf jeden Fall sitzt sie nicht da und überlegt, was es zu tun gibt. Außer wir zwingen sie.

Dramaturgie mit Luca

Und genau das haben wir gemacht. Warum? Wir wollten einfach zeigen, was jemand tut, der mehr oder weniger unfreiwillig in einem Raum sitzt, ohne Beschäftigung, nur mit der Aufforderung zu warten.

Das Warten nimmt kein dramaturgisches Ende

Genauso würde es auch einem Kinozuschauer gehen, der in einem Kinosaal sitzt und es läuft kein Film. Dann gibt es ohnehin keinen Grund zu bleiben. Aber auch mit einem Film würde man nicht so ohne Weiteres zwei Stunden in der Dunkelheit verharren. Da muss der Film schon einiges bieten. Eine gekonnte Dramaturgie zum Beispiel.

Genau die haben wir Luca aber nicht geboten. Wir haben ihr nichts gezeigt oder angekündigt, was ihr auch nur irgendwie das Gefühl gegeben hätte, dass es ein Ziel für unsere Aktion gibt. Nein, wir haben sie nur dasitzen lassen und nach genau zwei Minuten hat es ihr gereicht. Dann ist sie aufgestanden und gegangen.

So würde es jeder machen. Nach zwei Minuten Wartezeit ist die Ampel kaputt. Eine Warteschlange, die sich nicht verkürzt, wird verlassen. Und natürlich werden alle Wartezeiten, aus denen man nicht herauskommt, ab dann aufs Tiefste verflucht. Zu Beispiel ein Stau, eine verspätete Bahn, die Warteschleife in der Telefonleitung und noch vieles mehr.

Spannung auf Knopfdruck

Und unseren Zuschauern haben wir mit unserem Film auch nicht gerade eine bestechende Dramaturgie geliefert. Die gibt’s nämlich erst, wenn der Auftrag erteilt ist. Für unsere Kunden legen wir uns richtig ins Zeug. Da kommt nicht die geringste Langeweile auf. Wartezeit wird gar nicht wahrgenommen. Unsere Filme funktionieren. Das ist der Anspruch. Denn wenn nicht, dann geht es dem Zuschauer wie hier bei unserem quälenden Beispiel.