13 Aug Filmreife Peinlichkeiten

Musikhörendes Mädchen in der UniversitätEs gibt sicherlich viele Momente im Leben, die man eigentlich hätte verfilmen müssen. Und genau diese Momente, diese filmreifen Peinlichkeiten, habe ich mir für den heutigen Blogeintrag ausgesucht. Momente im Leben, wo man nicht wirklich eine Glanzleistung vollbracht hat. Augenblicke, in denen man sich richtig was geleistet hat. Die finde ich wirklich wichtig, denn man sollte sich niemals zu ernst nehmen 😉

Kleine Peinlichkeiten zum Einstieg

Deshalb gebe ich euch heute einen gaaaaanz kleinen Einblick in das Sammelsurium meiner filmreifen Erinnerungen. Bei mir gäbe es da beispielsweise die Horrorstunde vor meiner Marketingklausur. Satte 40 Minuten vor der Klausur fiel mir auf, dass ich vor dem falschen Gebäude stand und mich kein Bus mehr pünktlich zur Klausur gebracht hätte. Deshalb bin ich mit meinen drei Taschen geschultert zu Fuß losgerannt, dabei wurden dann meine gesamten Unterlagen für die Kofferklausur von einem Windstoß durch die halbe Stadt gewirbelt und ganz nebenbei habe ich mir durch einen Stolperer noch meinen Fuß verstaucht. So bin ich dann 10 Minuten zu spät verschwitzt, humpelnd und ohne Unterlagen angekommen und habe schließlich die Klausur geschrieben.

Als Einführungssequenz einer Hollywoodkomödie hätte sich diese Geschichte bestimmt perfekt gemacht: die Protagonistin als Dauer-Pechvogel, welche durch eine Reihe unglaublicher Pechfälle mental auf ihre große Heldenreise vorbereitet. Aber eigentlich möchte ich euch eine andere Geschichte erzählen: Eine, welche eher lustig als bedauerlich ist – zum Glück. Aber auf jeden Fall ist sie filmreif.

Der Tag, an dem ich mich in der Bib verlaufen habe

Es geht um einen Schwank aus meiner Zeit als frisch gebackener Ersti (also eine Erstsemestrige) an meiner Uni in Siegen. Dort habe ich nämlich Medienmanagement studiert – und wie man das als Studentin so tut, musste ich mir dann zum ersten Mal in einer Bibliothek ein Buch ausleihen. Ein Buch über Medienrecht, um genau zu sein. Also bin ich mit dem Bus zum Campus gejuckelt. Den Titel des gesuchten Literaturwerks hatte ich auf einen Zettel notiert. Anfängerfehler – denn ohne die Signatur (also die komplizierte Reihe aus Zahlen und Buchstaben, die dir den Ort des Buchs verraten soll) kommst du in der Bib nicht weit.

Und genau das stellt auch den Knackpunkt der Geschichte dar: meine hoffnungslose Orientierungslosigkeit in dieser Bib. Denn die ist kein Supermarkt mit Schildern, die dir verraten, wo du Teigwaren, Käse und Tiefkühlwaren finden kannst. Im Gegenteil. Es gibt nur diese dämlichen Signaturen, die mir jetzt fehlten.

In der naiven Hoffnung, das Buch trotzdem „einfach so“ finden zu können, bin ich dann losgelaufen. Haha. Wer braucht schon so eine doofe Signatur? Bücher haben Titel und die kann man wohl noch finden. Doch irgendwie kam mir die Bibliothek plötzlich so riesig vor. Es waren dann doch ein paar mehr Titel als gedacht. „Handbuch Europa“. Ein paar Regale weiter. „Wirtschaftsinformatik für Dummies“. Mit Medienrecht hat das noch nicht so viel zu tun. Ein Stockwerk hoch, ein Stockwerk wieder runter.

Die Heimat ruft, aber wohin?

Und irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit erfolglosen Suchens, da habe ich gemerkt: Ich finde nicht nur das Buch nicht. Ich finde nicht einmal mehr den Ausgang. Ich finde überhaupt gar keine Tür mehr. Das ist mein voller Ernst. Ich hatte mich in EINER BIBLIOTHEK verlaufen. Langsam bin ich etwas ungeduldig geworden. Ich musste nämlich auch noch meinen Bus, den letzten, der an diesem Tag noch in meine Heimat fuhr,  erwischen – und dafür wäre es ganz hilfreich, zu wissen, wie ich wieder aus der Bibliothek herausfinde …

Hierbei ist zu erwähnen, dass überall in der Bib höhersemestrige Studierende mucksmäuschenstill am Tisch saßen und lernten. Außerdem ist zu erwähnen, dass es draußen geregnet hat und meine nassen Schuhe sich ausgerechnet in diesem Moment entschieden hatten, fürchterlich zu quietschen. Ich bin also an denselben hochkonzentrierten Schülern mindestens zehn Mal hin- und wieder hergelaufen, weil ich vollkommen die Orientierung verloren hatte. Quietsch quietsch. Quietsch quietsch. Es war wirklich peinlich …

Ab und zu habe ich dann alibimäßig ein paar Bücher durchgeblättert, damit ich vielleicht nicht ganz so planlos wirkte, wie ich mich fühlte. Dabei war mir das Buch inzwischen ziemlich egal. Ich wäre schon zufrieden gewesen, wenn ich nur ohne weiteres Aufsehen herausgefunden hätte. Das bedeutete vor allem, ich musste endlich still sein in dieser ansonsten totenstillen Bib. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Überall, an Tischreihen an den Wänden direkt neben den Regalen, durch die ich auf und ab getigert bin, saßen Studierende und musterten irritiert dieses quietschende, neben ihnen die ganze Zeit auf und ab gehende Wesen. Und trotzdem habe ich es geschafft, noch einen draufzusetzen.

Der Teufel steckt im Detail

Denn ENDLICH habe ich eine Tür entdeckt. Ein paar Meter weiter neben den Studierenden, an denen ich eh zig Mal vorbeigelaufen bin, hat sie mich vielversprechend angestrahlt. Meine Rettung! Ich bin also sofort zur Tür gelaufen und habe sie schwungvoll aufgedrückt – und bevor ich weitererzähle, stelle ich euch eine Frage: Was sollte man tun, wenn man unter keinen Umständen noch weiter auffallen will? Richtig, man löst einfach keinen Alarm aus.

Aber ein nicht ganz unwichtiges Detail habe ich übersehen: Die Tür war ein NOTAUSGANG. Als ich die Klinke gedrückt habe, ist also der schrille, ohrenbetäubend laute Alarm aufgeheult. Vor Schreck habe ich sofort die Klinke losgelassen, weshalb es also nur zwei, drei SEHR schrille, gefühlt quälend lange Töne waren. Aber umso eindeutiger war es, dass der Alarm von MIR kam.

Ich konnte kaum glauben, dass ich mich so dermaßen blamiert hatte.. Fassungslos habe ich mich zwischen zwei Regale gestellt, um aus der Sicht der anderen Studierenden zu kommen, und habe mir nur gedacht: „Das hast du jetzt nicht gemacht“. Aber doch, hatte ich. Und durch die Buchreihen hindurch habe ich beobachten können, wie sich die Studierenden am Tisch angeschaut haben und hochrot waren von der Anstrengung, aus ihrem amüsierten Grinsen kein schallendes Gelächter herausbrechen zu lassen. Ja. Alle dort haben mich ausgelacht. Und ich kann es ihnen nicht verübeln.

Im Nachhinein betrachtet, ist Peinliches auch sehr unterhaltsam

Aber genau diese Momente sind es doch, die man bei einem lustigen Umtrunk seinen Freunden erzählen kann – oder die uns den richtigen Stoff für ein neues Filmprojekt liefern.

Und ich bin mir fast sicher, dass ich damit nicht allein bin. Vielleicht ist euch ja schon einmal eine filmreife Peinlichkeit passiert, die meine noch weit übertrifft. Das Wichtige ist, dass man darüber lachen kann.

Ich hoffe, ihr konntet euch bei dieser Geschichte ein wenig amüsieren. Und wenn ihr noch Lust auf weitere Peinlichkeiten habt, dann zieht euch auf jeden Fall noch die neuen Filme des Monats rein: Schließlich ist es auch peinlich, wenn man sich beispielsweise einfach nicht mehr erinnern kann, wer da gerade mit einem spricht, wenn man beim Lästern über seine Kollegin erwischt wird, wenn man vollkommen aneinander vorbeiredet, oder sogar, wenn man seine Rechnungen nicht bezahlt hat.

Viel Spaß beim Rumstöbern!

Eure Ronja