30 Apr Maibaum im Schaltjahr: Do the right thing

Nicht nur das Corona-Virus, auch der plötzliche Ausbruch von Aprilwetter verhagelt uns den Tanz in den Mai. Das tut schon ein bisschen weh. Am härtesten trifft es wohl die Leverkusener, die ein Alkoholverbot für die nächsten Tage verhängt kriegten damit verhindert wird, dass Menschen sich treffen, feiern, lustig sind und einander Liebesbeweise machen. Aber auch außerhalb Leverkusen ist es noch in Kraft, das Kontaktverbot, an das wir uns nun schon seit Wochen mühsam halten. Auch in der Nacht zum 1. Mai. Nur eben, dass der Kölner an sich sich dabei auch draußen betrinken kann. Wie er es kennt.

Romantischer Brauch

Der Maibaumbrauch, der in anderen Bundesländern anders oder gar nicht gepflegt wird, hat im Rheinland die romantischste Färbung deutschlandweit. Hier bringt ein Jüngling pünktlich in der Nacht des 30. April seiner Angebeteten einen geschmückten Baum und tackert ihn irgendwie an  die Hauswand. Der Baum ist immer eine frische, junge Birke und der Schmuck meist Kreppbandgedöns. Am nächsten Tag erfreut sich dann die junge Dame des im Wind flatternden Papiers. Einen Monat später holt der junge Mann den Baum dann wieder ab. Wird der Brauch korrekt ausgeführt, stellt er sich dann bei den Eltern der Auserwählten vor und bekommt einen Kasten Bier als Entgelt für die Entsorgung des mittlerweile nicht mehr so frischen Grünschnitts. Ein wahnsinnig romantischer Brauch, der dem Paar ganz nebenbei ein Outing in der Nachbarschaft beschert und auf ansehnliche Weise so eine Art Reviermarkierung eines geschlechtsreifen Homo Sapiens Rheinlandiensis darstellt.

Schaltjahr-Variante

Im Schaltjahr, das haben sich vermutlich im Laufe der Emanzipation der Frauen Vertreterinnen dieser Unterart überlegt, drehen wir den Spieß um und zeigen auch mal aktiv unsere Gefühle. Alle vier Jahre gibt es die Schaltjahr-Variante des Maibaumbrauchs. Da muss frau sich Säge und Kreppband schnappen und einen unschuldigen Baum dem Plan opfern, dem präferierten Partner ihre unsterbliche Liebe zu beweisen. Wir bei GRAFF.FF lieben die Schaltjahr-Variante und weisen eigentlich regelmässig, also alle vier Jahre, darauf hin. Falls es noch nicht bekannt genug ist. Die eine oder andere Rheinländerin ist vielleicht gerade so sehr verliebt, dass sie Bäume ausreißen könnte. Hier wäre ein gutes Konzept zur Kompensation. Aber Achtung: Es ist immer noch Corona. Seid vernünftig, Mädels und lasst die Säge im Schrank – zumindest wenn ihr in einer Großstadt oder in Leverkusen wohnt.

Virtueller Maibaum

Für alle Quarantänierten, alle, die zu Hause bleiben und langsam depressiv werden, gibt es ja immer noch das Internet. Auf die Idee, den Maibaum virtuell werden zu lassen, sind gleich einige Initiativen gekommen. Kostenlose Anbieter von virtuellen Maibäumen sind zum Beispiel Radio Köln und natürlich videopostkarten.de.

Aber es gibt auch virtuelle Maibäume, die mehr können, zum Beispiel Kinder satt machen: Misereor in Aachen bietet Verliebten in der Region schon seit Jahren gegen Spende einen nicht-virtuellen Maibaumservice, der jetzt kurzfristig auf eine virtuelle Leistung umgestellt wurde. Statt eines echten Baums bekommt man für eine Spende ab 2 Euro einen virtuellen Maibaum, den man wie eine Videopostkarte verschicken kann. Von dem Erlös werden Mahlzeiten für Kinder in Delhi organisiert. Das finden wir großartig. Ganz nebenbei schont ein virtueller Maibaum übrigens das Klima, denn er verschont einen echten Baum. Vielleicht ist das Schaltjahr die Gelegenheit, die virtuelle Variante ernsthaft zu etablieren. Es spricht auf jeden Fall einiges dafür, dieses Jahr keinen großen Aufwand zu betreiben und sich entspannt zurück zu lehnen.

Filme der Woche

Unsere Filme der Woche sind virtuelle Maibaumpostkarten. Norleon Graff hat einen Sinn für Romantik und liebt das Thema. Mit Darsteller*innen wie Luan und Vera-Lenn, mit denen man Bäume ausreißen oder Pferde stehlen kann, fallen ihm ungewöhnliche Problemlösungen ein. Unsere drei Maibaumfilme stehen euch dieses Jahr wie immer zum Verschicken bereit. Und sie bieten jeweils baumfreundliche Alternativen, falls alles nicht so klappt, wie geplant. Not macht erfinderisch! Ohne Maibaum, aber voller Romantik, Liebe und Mitgefühl ist „Smile“ – eine wunderhübsche Kooperationen Kölscher Fründinnen, kreativer Malteser und Charlie Chaplin, produziert von GRAFF.FF. Dieser Film soll euch ein bisschen Hoffnung geben, wenn wir Homo Sapiens Rheinlandiensis seid und euch das echte Leben fehlt. Hier wird kein Maibaum gestellt, sondern es werden Geschenke gepackt, es wird mitgefühlt und gelächelt. Vielleicht könnt ihr das gerade brauchen, ein Lächeln. Denkt dran, et hätt noch immer jot jejange.