06 Mrz Frauen bevorzugt

Man(n) könnte sagen, dass Frauen bei der Einstellung bei GRAFF.FF bevorzugt werden und sich wegen Diskriminierung irgendwo beschweren. Die Festangestellten in der kleinen Kölner Filmproduktion heißen nicht Florian, Anton oder Robin, sondern Julia, Daniela, Simone und Viktoria. Es geht ungerecht zu im Hause GRAFF.FF. Frauen dominieren das Bild der Belegschaft.

Frauen bevorzugt

Warum Frauen bevorzugt werden? Die Antwort ist so einfach wie kompliziert und dahinter steckt ein verhängnisvolles Missverständnis, das sich durch die letzten 30 Jahre der Filmproduktionsgeschichte zieht und ganz dringend aufgeklärt werden muss. Der Grund für die offensichtliche Geschlechterungerechtigkeit bei GRAFF.FF ist eine Mischung aus romantisierter Verklärung und knallharten Vorurteilen.

Supermenschen

Norleon Graff hält Frauen im Allgemeinen und einige im Besonderen nämlich fälschlicherweise für Supermenschen, also Menschen mit Superheldeneigenschaften, oder sagen wir lieber: Superheldinneneigenschaften. Das ist der Grund, weshalb er uns den Schreibtisch schon mal mit so vielen harten Nüssen überschüttet, die wir knacken sollen, dass wir uns hoffnungslos überfordert fühlen. Dass wir die Arbeit überall sehen und sofort erledigen, wird irgendwie vorausgesetzt. Wir schauen nun mal aufs Detail UND auf das Große Ganze, sind perfektionistisch, sind bereit uns zu belasten und arbeiten hart. Weil wir ein bisschen mitdenken und -fühlen, wird uns unterstellt, wir könnten Gedanken lesen und Hellsehen. Und dass wir schnell noch kurz vor der Deadline einen genialen Blogbeitrag raushauen zu Thema X, das man uns zuwirft, ist auch völlig normal. Wir können das. Nebenbei zieren wir uns nicht, unsere Arbeitskraft auch in der Küche einzusetzen und produzieren dort etwas Schmackhaftes, das man zum Mittag essen kann.

Selbstvertrauen

Dass die eine oder andere von uns mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet ist, wenn sie bei uns anfängt, stört Norleon kein bisschen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass wir irgendwann über uns hinaus wachsen und dieses Selbstvertrauen noch entwickeln werden, wenn er uns einfach nur genug fordert. Dazu benötigt es keinerlei Gnade oder Barmherzigkeit, denkt er. Ab ins kalte Wasser! Du lernst schon schwimmen.

„Nein Danke!“

Es hat seine guten und auch seine schlechten Seiten, mit Vorschußlorbeeren überschüttet worden zu sein und dann schwer gefordert zu werden. Die Bevorzugung von Frauen hat vielleicht noch weitere Gründe, die weniger rühmlich sind. So verhandeln Frauen ihre Gehälter zum Beispiel zurückhaltender und sind fürsorglicher, was mittags zu einer warmen Mahlzeit führt. Frauen kommunizieren horizontal, d.h. sie sprechen auf Augenhöhe und stellen sich selbst weniger häufig auf einen Sockel. Deshalb kommunizier ich jetzt mal so: Danke für die Anerkennung, lieber Chef. Aber für uns Frauen heißt eine weitere, wichtige Lektion bei dir: NEIN sagen. Oder wie wir es höflicher formulieren würden: „Nein Danke!“ Es kann auch mal jemand anderes kochen, ich habe irgendwann Feierabend und es gibt Grenzen.

Filme der Woche

So schlimm ist es ja gar nicht. Norleon hat Dienstag selber und ganz allein lecker Nudeln gemacht. Es hat sich bei uns auch noch keine zu Tode gearbeitet. Wir reiten hier zugegebenermaßen auf ein paar Klischees herum. Ausblick in Sachen Essen: Selbst ist der Mann am Weltfrauentag! Denn der fällt auf einen Sonntag und ist damit ein nutzloser Feiertag, aber immerhin kein Arbeitstag. Weil wir frei haben, überlassen wir es den Filmen der Woche, die Frauen zu feiern – mit wunderbaren Frauenfilmen à la GRAFF.FF. Hier zum Beispiel entschuldigt sich eine Frau, obwohl sie eigentlich gar nichts schlimmes gemacht hat. Sehr typisch. Im nächsten Film ist einer Frau gar nicht nach Entschuldigungen, sie ist auf der Gewinnerseite. Noch mehr auf der Gewinnerseite ist die nächste Frau im nächsten Clip, die sich durchzusetzen weiß und die zwei Machos an ihrer Seite zur Raison rufen kann. So geht das, Ladies! Wie Norleon Graff die Frauen sieht und die Frauen Norleon Graff, das veranschaulicht dann noch mal ganz deutlich unser historischer Film. Ende gut, alles gut! Vive les femmes!