13 Dez Der schwarze Kater Naseweis

Vom Straßenkater zum Schmusekater, der Nasweis

Ist ziemlich verschmust: Der schwarze Kater Naseweis

Das Jahr 2019 hat traurige Geschichten zu bieten, zum Beispiel den Tod von Bürokater Fritzi. Oder anstrengende, wie den Umbau der Adolf-Fischer-Straße 8. In unserem Weiler im Bergischen Land indes hat sich dieses Jahr eine schöne und ganz besondere Geschichte zugetragen. Eine mit Happy End.

Wildlebende Katzen im Bergischen Land

Der schwarze Kater mit dem weißen Fleck auf der Nase ist etwa 5 Jahre alt und wie hunderte oder gar tausende seiner Leidensgenossen, wildlebende Katzen im Bergischen Land, suchte er in seinem kurzen Katzenleben Unterschlupf in Scheunen und Schuppen, nah an menschlichen Behausungen. Er war angewiesen auf Futterspenden, wie viele der freilebenden Vierbeiner, und fand sich oft an fremden Näpfen, Futterstellen und in Vogelhäusern ein. Unser Haus kannte der wilde Kater schon vor unserem Einzug. In die langsam verfallenden Ställe und Schuppen findet eine Katze schnell einen Weg hinein, um Schutz vor Regen und Kälte zu suchen.

Naseweis

Im Januar 2019 begegnete uns ein ganz junger Kater, der aussah wie eine kleine Kopie des schwarzen Katers. Ganz sicher einer seiner Nachkommen. Denn der schwarze Kater, den wir später „Naseweis“ nannten, war nicht kastriert. Katzenbabys findet der aufmerksame Spaziergänger überall hier in der Gegend. Oft jedoch als Unfallopfer im Straßengraben. Und ganz abgemagert. Wir fütterten nun diesen kleinen Kater*, aber er wurde bald verdrängt: von seinem Vater Naseweis. Der kriegte raus, dass es bei uns regelmässig was zu holen gab. Er wartete schon morgens auf uns und kam auch tagsüber sporadisch vorbei.

Der Leidgeprüfte

Naseweis ließ uns nicht auf 3 Meter an sich heran, aber dieser Abstand schmolz beinahe täglich um einige Zentimeter. Im Mai ließ er sich beim Fressen zum ersten Mal streicheln. Das hat ihn zuerst sehr irritiert. Aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran, dass beim Essen auch schon mal jemand mit der Hand über seinen Rücken streicht. Naseweis war furchtbar abgemagert. Ab und zu war er verletzt, Zecken hatte er sowieso überall. Die ließ er sich, der Leidgeprüfte, sogar von uns entfernen, auch wenn er sonst nicht viel Nähe ertrug.

Sich vorwitzig einmischend

Im Sommer sitzen wir viel draußen im Hof. Zwangsläufig begegnet man sich dann öfter. So lernte Naseweis es sehr zu schätzen, uns persönlich anzutreffen und begrüßte uns mit lautem Miauen. Er hatte viel zu erzählen. Dann lag er schon mal eine halbe Stunde bei uns im Hof, mit Sicherheitsabstand. Irgendwann bei Regen lag er auf unserer Sitzbank. Nachdem wir ihn erst nur „schwarzer Kater“ nannten, fanden wir da seinen Namen. Naseweis bedeutet: sich vorwitzig einmischend, vorlaut.

Schmusen als neues Hobby

Im Juli wagte er die ersten Schritte ins Haus. Und er hatte das Schmusen als neues Hobby für sich entdeckt. Wir ekelten uns aber ein bisschen vor dem unkastrierten Kater, der hatte sicherlich alle möglichen Katzenkrankheiten und würde unsere Wohnung von oben bis unten markieren. Nun dachten wir also ernsthaft darüber nach, ihn kastrieren zu lassen. Naseweis verlor mit jedem Tag mehr seine Scheu und wir gerieten unter den Druck, handeln zu müssen. Auch, um weitere Katzenkinder zu verhindern.

Drei unerträgliche Tage

Anfang September berichtete mir eine Nachbarin, dass eine Frau aus dem Nachbarort, die sich in einem Kölner Verein engagiert, „unserem“ Kater auflauere und Jagd auf ihn mache, um ihn kastrieren zu lassen. Ich ließ mir die Nummer von ihr geben und verabredete mich mit ihr, ihr den Kater vorbei zu bringen. Gesagt, getan. Drei Tage später packte ich Naseweis in einen Käfig und rollte ihn rüber in den Nachbarort. Am gleichen Abend wurde er zurück gebracht und ergriff sogleich die Flucht. Entsetzt war er, was wir mit ihm gemacht hatten und er kam drei Tage lang nicht wieder. Drei unerträgliche Tage. Ich dachte, der kommt NIE wieder. Was hatte ich ein schlechtes Gewissen: Ich hatte ihn einfach gepackt und dann fremden Menschen ausgehändigt. Ein Vertrauensbruch. Als er dann endlich wieder auftauchte, war er aber gar nicht mehr böse, sondern einfach nur sehr hungrig. Und er war verschmust, ich kann nicht sagen, wie. Beinahe aufdringlich. Ich versprach ihm hoch und heilig, dass ich ihn nie wieder kastrieren lasse.

Schmusen, schmusen, schmusen

Jetzt, im Advent 2019, ist Naseweis eine sehr gute Wohnungskatze geworden. Er bleibt über Nacht, steht morgens mit auf und möchte meistens schmusen, schmusen und schmusen. Setzen wir uns auf die Küchenbank, kommt der kleine Kerl dazu und schmiegt sich von allen Seiten an uns Menschen. Er mag keine anderen Leute als uns – aber uns mag er dafür sehr.

Straßenkatzen Köln e.V.**

Zu verdanken haben wir dieses kleine Glück unserer Beharrlichkeit, mit der wir Naseweis jeden Tag fütterten und uns ihm behutsam näherten. Und dem Verein Strassenkatzen-Köln. Die Mitglieder dieses gemeinnützigen Vereins engagieren sich mit vollem Einsatz für wild lebende Katzen. Sie lauern ihnen nächtelang auf, organisieren Futterstellen und Katzenhäuschen und bezahlen die Kastration der Katzen, die sich einfangen lassen. Die Kastration hat das Gemüt unseres Katers Naseweis so verändert, dass er nun endgültig mit uns zusammen leben kann und sein Schicksal als hungernder Streuner Vergangenheit ist. Vom Streuner zum Schmuser – so eine Geschichte erleben nur ganz wenige Katzen. Und wir waren dabei. Wenn das keine schöne Geschichte mit Happy End ist, dann weiß ich es auch nicht!

Filme der Woche

Unsere Filme der Woche: Katzen! Schaut euch den Mitbewohner von Naseweis, Kater Findus, bei seinem Spaziergang im Bergischen Land an. Er begegnet Schafen, Rehen, Hasen und Hunden. Eine spannende kleine Reise. Bürokater Fritzi ist dieses Jahr mit 18 Lenzen leider verstorben. Er fehlt uns. Fritzi und Johanna Reinders haben 2012 zusammen einen schönen Weihnachtsfilm gedreht. Der passt ganz ganz gut zur Jahreszeit. Ein weiterer Film mit Fritzi und Sally der Maus in den Hauptrollen erinnert uns daran, dass die Adolf-Fischer-Straße Nummer 8 bald eine neue Katze brauchen wird: Die Mäuse erobern das Terrrain nach Fritzis Tod langsam wieder zurück.

 

*Der kleine Babykater, der uns zuerst besucht hatte, heisst jetzt übrigens Horst-Kevin und wohnt bei einer Familie in Köln. Straßenkatzen-Köln sei Dank.

**Der Verein Straßenkatzen Köln e.V. engagiert sich ehremamtlich für streunende Katzen in Köln und Umland. Neben dem regelmässigen Füttern organisieren die AktivistInnen Kastrationen und andere Arztbesuche für die scheuen Vierbeiner. Kastrationen helfen den Katzen, ein würdigeres Leben zu führen und dämmen die große Zahl der Streuner ein. Sie helfen damit auch dem Artenschutz – denn weniger streunende Katzen sind weniger Gefahr für Singvögel. Ihr könnt den Verein finanziell unterstützen – z.B. mit einer Spende, mit einem Onlineeinkauf oder mit dem Kauf eines Kalenders.