10 Mai Der Europawahlsinn

Während die Briten „The final countdown“ von Europe anstimmen, haben wir Festlandseuropäer die ehrenvolle Aufgabe, unser lustiges Parlament neu zusammen zu stellen. Gar nicht so einfach, wie wir gleich sehen werden. Mancher sträubt sich. Aber: Stell dir vor, es ist Europawahl und keiner geht hin? Keine Option, liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie! GRAFF.FF gibt ein paar essentielle Tipps zur Europawahl und würdigt die kleinen Parteien mit dem GRAFF.FF News Blog.

Man kann ja nix mehr wählen

„Man kann ja nix mehr wählen“ hört man oft von sogenannten Politikverdrossenen und manchmal läuft es darauf hinaus, dass jemand, der sowas kundtut, sein enttäuschtes Kreuzchen einer dubiosen Rechtspartei vermacht. Ein vermeidbarer Fehler! Jenseits bekannter Volksparteien gibt es einen Strauß kleiner, bunter Fraktionen mit verschiedensten Schwerpunkten. Es ist also grundsätzlich Unsinn zu behaupten, es gäbe keine Wahl. Es gibt sogar eine sehr große Auswahl.

Mehr Spaß an Politik

Gegen Verdrossenheit hilft ganz gut, mehr Spaß an Politik zu haben. Die Isländer machten es mitten in der Krise vor und wählten Komödianten und Künstler in ihr Stadtparlament. Das Ergebnis: Spaß! Und vernünftige Politik, übrigens. Für Deutschland tritt z.B. mit DIE PARTEI eine Fraktion an, die entgegen ihrer Wahlversprechen nicht nur Honorare kassieren, sondern vor Ort in Brüssel ziemlich ernsthaft ihren Job machen. Das Gute an den politischen Beiträgen einer Satirepartei ist, dass sie Unterhaltungswert haben. Einige Reden des DIE PARTEI-Abgeordneten Martin Sonneborn gingen viral und brachten uns damit Europa etwas näher. Und dass wir Kartoffeln offen sind für Politik mit Spaß, das haben wir 2009 vor der Bundestagswahl deutlich bewiesen, als Horst Schlämmer in Umfragen ganz weit vorne lag (Wann tritt Hape Kerkeling endlich wirklich an?). Mit einem Spaß-Kreuzchen kann man nicht viel verkehrt machen, kann man wählen. (Oder auch nicht – lest hier unsere Richtigstellung)

Einzelkämpfer und Exoten

Kürzlich erfuhren wir in einem Pub in Köln, dass Yanis Varoufakis zur Europawahl in Deutschland antritt. Die Kampagne für seine Partei hatte noch nicht begonnen. Wir lernten den Kandidaten auf Listenplatz 16 kennen, den backenbärtigen Robin Scheben, ein angenehmer Mensch. Von hier: Liebe Grüße! Europa findet im Kölner Veedel statt. Die Partei „Demokratie in Europa“ hat mit ihrem prominenten Spitzenkandidaten Varoufakis das Flair einer „democracía ya“-Bewegung und links-romantischen Occupy-Geschmack. Das muss man nicht mögen, aber wer es mag: Es wird nicht viel passieren, wenn man denen ein Kreuzchen gibt. Zu klein! Da kommen vielleicht 1 oder 2 Sitze zusammen. Man kann also gar nichts verkehrt machen. Kann man wählen! Es gibt noch mehr Einzelkämpfer und Exoten, die für die Europawahl kandidieren in sogenannten

Kleinparteien

Feministische-, Familien-, Tierschutzparteien, ökologische, humanistische, christliche, spirituelle, konservative, liberale, sozialistische, sozialdemokratische, rechte, linke – im gesamten politischen Spektrum gibt es neben den großen Volksparteien auch eine Kleinpartei, die passt. Europawahl mal exotisch. Bevor man gar nix oder AfD wählt, lieber eine von den vielen anderen Parteien zur Europawahl. Was den meisten Kleinparteien gemein ist: Die AkteurInnen sind keine Berufspolitiker sondern BürgerInnen, die ihre Zeit und ihr Engagement in die Europapolitik stecken. Das darf man honorieren. Das ist ehrenvolles Engagement.

Basteln für Europa

Wählen selbst ist gar nicht so einfach. Man muss sonntags aufstehen und zu einer Grundschule o.ä. gehen. Wer das nicht möchte, kann auch Briefwahl beantragen. Das erfordert manchmal etwas handwerkliches Geschick, denn nicht unbedingt passt der Antrag in einen Briefumschlag. Basteln für Europa! Man nehme: eine Schere. Mit wenig Aufwand lässt sich der Briefwahlantrag auf das Format DIN lang anpassen und passt ins Kuvert. Vor die Wahl sind halt ein paar Hürden gesetzt. Einige Hürden sind jedoch deutlich zu hoch: Es ist unfair, dass Behinderte und Jugendliche Ü16 nicht mitwählen können oder dürfen! Wir fänden es großartig, wenn Friday for Future Kids den Wahlausgang beeinflussen würden. Jeder und jede andere sollte sich jedenfalls am 26. Mai auf die Socken machen. Europa ruft! Geht hin!

Filme der Woche

Wäre Aaron eine Volkspartei und Sara Wählerin: Würden die Turnschuhe ausreichen, Sara zu überzeugen oder überwiegen die Nachteile? Dran bleiben, nicht entmutigen lassen. Wird die Entscheidung zu schwer, kann man „Ene-Mene-Miste“ machen, oder „Er liebt mich, er liebt mich nicht“. Wenn am Schluss das Ergebnis nicht stimmt, einfach noch mal! Politisch gerät man auch schon einmal in eine Krisensituation: Wen soll man retten – sich selbst oder die anderen? Die Frauenquote sorgt wie so oft für Zoff. Zu Recht? Und zu guter Letzt soll ein GRAFF.FF Historienfilm dem Zuschauer deutlich machen: Gesetze beeinflussen unser Leben. Das Rauchverbot, die Energiesparverordnungen, Gurkennormen – das alles hat in Europa Tradition seit der Römerzeit. Das sind unsere Filme der Woche – Viel Spaß!