22 Mrz Redaktionsschluss ist Redaktionsschluss
Blog ist Blog und Redaktionsschluss ist Redaktionsschluss. Da führt einfach kein Weg dran vorbei. Oder doch? Ist die richtige Inspiration, das entscheidende Ereignis nicht wichtiger als das versprochene Timing? Unser Blog erscheint immer freitags, egal was passiert ist. Und wenn jetzt mal gar nichts passiert, wie heute? Dann schreiben wir trotzdem. Wir saugen uns einfach etwas aus den Fingern.
Nichts gibt es gar nicht
Tageszeitungen sind keine Tageszeitungen, wenn sie nicht täglich erscheinen. Das tollste Ereignis schafft die erste Seite. Aber das tollste des einen Tages schafft unter Umständen nicht mal Seite 3 an einem anderen Tag. Aber nicht einmal so etwas ist bei uns heute passiert. Es gibt einfach gar nichts. Und trotzdem schreiben wir. Mehr oder weniger über das Nichts.
Dabei gibt es dieses Nichts gar nicht. Wer Filme macht, weiß das. Kunden von Filmproduktionen stellen sich oft vor, dass man Textpassagen nur bebildern muss, wenn man gerade eine passende Idee hat. Wenn nicht, dann zeigt man einfach nichts und hat nur den Text. „Wir sprechen den Text dann zu einem schwarzen Bild?“ So lautet unsere vorsichtige Nachfrage. „Wieso?“ ergibt sich dann als Gegenfrage. Wir wollen nicht unbedingt belehrend klingen, aber irgendwie muss man es erklären. Also, die Zeit, die vergeht, wenn man den Text hört, ist gleich mit der Zeit, die man auf den Bildschirm schaut. In dieser Zeit sieht man etwas, schlimmstenfalls einen schwarzen Bildschirm.
Unser tägliches Brot
Diese Problem zu lösen ist unser tagtägliches Brot. Mit all unserer Energie vermeiden wir den schwarzen Bildschirm. Denn Timing ist tatsächlich wichtig. Man stelle sich vor, ein Tatort läuft nicht sonntags, er hat deshalb auch keinen Tatort-Vorspann und läuft noch nicht einmal in der ARD. Wer würde ihn finden? Wahrscheinlich niemand. Da könnte er so gut sein wie er wollte, die Fans würden keine Notiz von ihm nehmen. Alle Vorfreude auf den Film, alle Vorfreude aufs nachträgliche Lästern oder auch Loben, die Gewissheit Gleichgesinnte zu finden, mit denen man alles noch einmal durchsprechen kann, all das entfällt. Und der einzige Grund dafür: Nur dass man es besser macht. Wen interessiert das, wenn es keiner sieht?
Tja, so sieht die Realität aus. Und wenn wir als Filmproduktion darüber lamentieren, heisst das noch lange nicht, dass wir selbst nicht so sind. Ich, zum Beispiel, liebe Serien schon deshalb, weil die Grundstory etabliert ist, ich gut mitfiebern kann und mich auf neue Charaktere gar nicht mehr einstellen muss. Dann ist Fernsehen wie Verwandte. Sie sind furchtbar und es gibt auch keine anderen, aber man hat sich nun mal halt dran gewöhnt.
Filme der Woche
In unseren Filmen der Woche auf Videopostkarten.de versuchen wir den schwarzen Bildschirm zu vermeiden. Bei unserer Geschichte über Gold in den Bergen haben wir uns dafür lauter Ereignisse ausgedacht, von denen nun wirklich so gut wie nichts stimmt. Unsere Bankgeschichte macht vielleicht keinen rechten Sinn, dafür ist sie aber Teil unsere Bankserie und hat deshalb schon ihre Daseinsberechtigung. Wenn uns gar nichts einfällt, können wir auch immer noch von uns selbst erzählen. Und schlimmstenfalls nehmen wir ein Standbild mit Musik! Auf Instagram bieten wir dann tatsächlich das Nichts.