09 Nov Die Neustadt von Jerusalem

Letzte Woche haben wir über die Altstadt von Jerusalem geschrieben, diese Woche geht es weiter mit dem westlichen Teil der Neustadt. Hier ist sich die Welt im Großen und Ganzen einig, dass er ein Teil von Israel ist. Mit dem östlichen Teil hört diese Einigkeit dann mehr oder weniger auf.

Eins und eins macht zwei?

Eine Zweistaatenlösung mit Israel und Palästina als zwei unabhängige Staaten und einem geteilten Jerusalem schien lange Zeit als der bestmögliche Kompromiss. Als die Israelis dann Nägel mit Köpfen machen wollten und zunächst den Gazastreifen geräumt und übergeben hatten, wurde die Lösung unrealistisch. Der Gazastreifen wurde Spielball der Hamas, Israel wurde als der große Feind ausgerufen, der vernichtet werden musste und fortan mit Raketen beschossen wurde. Wer also in Israel soll jetzt noch so naiv sein zu glauben, dass die Räumung des Westjordanlands nicht den gleichen Effekt hat?

Mauerlösung

Eine Teilung, das wissen wir schon von Berlin, steht vor allem einer Hauptstadt so gar nicht zu Gesicht. In Jerusalem kann man sich also vollkommen darüber freuen, dass der Ort für alle Bürger da ist. Da ist die Mauer zum Westjordanland schon eindeutig gewöhnungsbedürftiger. Sicher ist die Angst vor Attentätern ein anderes Kaliber als die Angst vor Arbeitssuchenden, die Texaner nach einer Mauer schreien lässt. Aber im Gegensatz zu Trump, der nur groß tönt, hat Netanyahu seine Mauer tatsächlich in kürzester Zeit hochgezogen. Doch das macht sie natürlich nicht schöner.

Heimat für Juden

Ich bin ein großer Freund Israels. Ich liebe die Juden dafür, dass sie sich heute nicht mehr alles gefallen lassen, dass sie sich wehren, und dass sie sich an dem Ort, an den die europäischen, vor allem die deutschen Antisemiten sie mehr oder weniger hingetrieben haben, tatsächlich eine Bleibe erkämpft haben. Für die Entstehung Israels kann man nicht die Juden kritisieren. Sie hätten auf ihr Land noch zwei- oder viertausend Jahre gewartet. Aber die Welt hat ihnen mittlerweile oft genug bewiesen, dass sie einen Ort für sich brauchen. Sie zu schützen, ist die Pflicht aller Völker der Erde. Wenn Juden überall auf der Welt sicher leben können, dann ist auch Israel sicher, egal wo es ist.

Jerusalem und die Zukunft

So ist es auch egal, in welchen Grenzen Israel verläuft, wenn Juden überall frei leben können. Wenn ihnen nirgendwo etwas weg genommen wird, einfach nur weil sie Juden sind, wenn sie überall die gleichen Rechte haben, wenn sie überall willkommen sind, weil sie Menschen sind, dann ist Jerusalem überall.

Filme der Woche

Bei unseren Filmen der Woche geht es dieses mal um die Neustadt von Jerusalem. Natürlich schauen wir auch wieder in die Altstadt Jerusalems. Die Filme zeigen das Aufeinandertreffen verschiedener Religionen in einer von fast allen Gläubigen verehrten Stadt. Das könnte logischerweise zu verschiedenen Konflikten führen, doch oft sind sie so nichtig wie in unserem kleinen Film über Futterneid. Da brauchen wir uns gar nichts gegenseitig weg zu nehmen, letztlich sitzen wir doch alle im selben Boot.

Shalom und bis nächste Woche!