26 Okt Rosa und Blau

Am 22. Oktober eines jeden Jahres findet in Amerika der Tag der Farbe statt. Was für andere nur ein kurioser Feiertag ist, war für mich eine Inspiration diesen Blog zu schreiben. Dabei habe ich selbst gar keine Lieblingsfarbe. Ich entscheide immer nach Lust und Laune. Doch finde ich die Geschichte der Farbe Rosa faszinierend, denn sie teilt die Geschlechter gar nicht so strikt wie wir denken.

Rosa und Blau

Eigentlich ist alles ganz klar. Es fängt schon bei den Babys an. Für Mädchen gibt es zartrosa und für Jungen himmelblaue Kleidung. Natürlich gibt es noch mehr Farben zur Auswahl und das eine oder andere Baby wird auch gelegentlich gelb oder grün tragen dürfen. Trotzdem haben die meisten sich daran gewöhnt, weibliche Babys tragen rosa, männliche blau. Einfach, weil wir es selbst von Geburt an so gelernt haben. Das muss auch immer schon so gewesen sein.

Vorgeschichte

War es aber nicht. Erstaunlicherweise werden die Farben Rosa und Blau schon seit langem den Geschlechtern zugeordnet. Aber die Zuteilung hat sich über die Jahre immer wieder verändert. 1918 war es nämlich genau andersherum. Damals war Rot, was für Blut und Kampf stand, die Farbe der Männer. Rosa wurde als „das kleine Rot“ bezeichnet, weswegen es als Jungen-Farbe galt. Blau war dagegen die Farbe der Mädchen, denn auf alten Bildern mit kirchlichen Motiven wurde die Jungfrau Maria in blauer Kleidung dargestellt. Wieso wurde also Blau zur Farbe der Jungen? Vielleicht wegen der Blue Jeans, die zunächst nur von Männern getragen wurden, genau so wie die blauen Anzüge der Marine.

Die Farbe Blau

Viele haben den innerlichen Drang, Geschlechter in alle möglichen Kategorien aufzuteilen. Je nachdem wie es am besten passt, werden dabei auch Farben den Geschlechtern zugeordnet. Zum Beispiel wurde Blau im zweiten Weltkrieg als Farbe für die Frauen verkauft. Die Farbe der Arbeiteranzüge war einfach herzustellen und damit billig. Außerdem war sie frei geworden, da Männer kämpfen statt arbeiten mussten. Die Frauen durften jetzt gezwungenermaßen die Jobs ihrer in den Krieg gezogenen Männer übernehmen. Nach dem Krieg wurde die ganze Entwicklung dann wieder rückgängig gemacht. Die Männer tauschten ihre Militärkleidung wieder gegen ihrer alte Arbeitskleidung und  die Farbe Blau wurde dem weiblichen Geschlecht prompt wieder entzogen.

Die Farbe Rosa

Inzwischen war auch das Herstellen der Farbe Rosa nicht mehr so aufwendig. Wenn die Farbwahl tatsächlich auch ein Grund war, an Frauen zu sparen, war dieser Grund mittlerweile hinfällig. Der Weg für Rosa als Frauenfarbe war ab jetzt also frei. Aber gab es einen Grund, Frauen diesen Farbton tatsächlich schmackhaft zu machen?

Rosa war in den 50er Jahren die Lieblingsfarbe von Mamie Eisenhower, der Ehefrau des amerikanischen Präsidenten. Rosa wurde von ihr bei fast jeder Gelegenheit getragen. Also auch bei der Hausarbeit. Und Mamie war damals das perfekte Vorzeige-Exemplar einer Hausfrau. Sie selbst soll gesagt haben: „Ike kümmert sich um das Land und ich mich um die Schweinekoteletts.“ Frauen sollten keine Konkurrenz mehr sein, Karrieren wurden zur reinen Männersache. Also verkaufte die Marketingbranche Rosa als Farbe der glücklichen Hausfrau.

Ein ewiges Hin und Her?

Auch wenn das Bild der glücklichen Hausfrau inzwischen längst verblasst ist, die Zuordnung der Farben ist geblieben. Unsere Mode stürzt sich auf alle möglichen Trends, aber von Kleidung über Rasierer bis zum Spielzeug, unabhängig davon, ob man das Produkt wirklich in Geschlechter aufteilen muss, gilt: Rosa ist weiblich. Heute ist es kaum vorstellbar, wie anders die Sicht vor genau 100 Jahren war.

1918 schrieb das „Ladies‘ Home Journal“ noch: „Die allgemein akzeptierte Regel ist Rosa für Jungen und Blau für die Mädchen. Der Grund dafür ist, dass Rosa als eine entschlossenere und kräftigere Farbe besser zu Jungen passt, während Blau, weil es delikater und anmutiger ist, bei Mädchen hübscher aussieht.“ Oder 1927 druckte das „Time Magazine“ eine Tabelle mit den Empfehlungen großer Kaufhäuser für geschlechtsangemessene Farben. Geschäfte aus New York, Boston, Cleveland und Chicago empfahlen darin immer noch Rosa für Jungen und Blau für Mädchen. Heutzutage würden den meisten solche Definitionen vollkommen skurril vorkommen. Dabei sind es nicht die Farben selbst, die für die Aufteilung sorgen, sondern die Definition, die wir ihnen geben.

Feministisches Weltbild

Durch die neue feministische Welle ist es inzwischen sehr umstritten, ob Farben überhaupt Geschlechtern zugeordnet werden sollen. Einige Frauen sehen Rosa gar als Farbe der Unterdrückung an. Dabei kann es hierbei gar nicht darum gehen, die Farbe abzuschaffen. Ganz im Gegenteil, Rosa soll nicht mehr für zerbrechliche Mädchen stehen sondern für Frauenpower. Rosa und Blau wurde den Geschlechtern zugeordnet, um ihre Stellung in der Gesellschaft klar zu trennen. Inzwischen wird immer mehr für Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gekämpft. Auch bei dem Thema Transgender und alle anderen Geschlechter, die es inzwischen gibt, setzen sich immer mehr Menschen für Toleranz ein. Da passt das Konzept, welche Farbe gehört zu welchem Geschlecht, einfach nicht mehr.

Farben, wie ich sie mag

Mir sind Farben relativ egal. Ich trage das, was ich will, in der Farbe, die ich will. Ich habe das Glück in einem Land zu leben, in dem ich das frei entscheiden darf. Natürlich versucht die Marketing Branche die Aufteilung der Geschlechter aufrecht zu halten. Das kann mir aber egal sein. Wenn ich ein Produkt benutze, wo drauf steht „für Männer“, werde ich vielleicht mal schräg angeguckt. Doch da kann ich problemlos drüber stehen. Auch das GRAFF.FF Team hat schon Frauenpower bewiesen, als keine Männer im Haus waren. Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht überall auf der Welt so ist. Das Thema Gleichberechtigung bietet viel Stoff zum Diskutieren. Vielleicht konnte ich euch mit meinem Blog dazu inspirieren, darüber nachzudenken, welche Rolle Farben, insbesondere Rosa und Blau, in eurem Leben spielen. Ich werde weiterhin die Freiheit genießen, über mich selbst bestimmen zu können.

Filme der Woche

Unsere Filme der Woche bei den Videopostkarten widmen sich auch anderen Aspekten unter denen sich Frauen und Männer betrachten lassen. Hier zeigen wir Euch echte Power-Frauen und –Kerle. Doch manchmal kann nur einer die Power besitzen. Dann gibt es doch glatt einen Konflikt, der erst eimal ausgefochten werden muss. Äußerst energiereich, ausschließlich weiblich und mit den nötigen rosaroten Accessoires sind unsere Cheerleader. Und auch unsere kleine Modenschau lässt immer mal wieder ein bisschen rosa durchblicken. Viel Spaß!