17 Aug Worte wie Waffen? Im Krieg mit den Medien

pumpkin kürbis donald trump messer halloween

Donald Trump

Eigentlich sollte es in unserem Beitrag heute um etwas anderes gehen. Aber als wir heute das Material von unserem Verleiher auspackten, holte Norleon ein Teil heraus, das zu seinem Jib gehört und sagt zu unserem Praktikanten Gerriet, dass es sich dabei um eine BAZOOKA handelt. Gerriet versteht unter Bazooka was anderes. Bazookas sind Waffen. Handelt sich wohl um ein „Teekesselchen“ – also, dass sich zwei unterschiedliche Gegenstände eine Begriffsbezeichnung teilen. Das ist erst mal nichts Ungewöhnliches.  Aber dass wir uns so brutalem Vokabular bedienen, das finde ich bemerkenswert.

Komm, wir essen Tante Hedwig

Sprache kann vieldeutig sein. Als ich vor kurzem las: „Eierlegende Eierlegende kam zum Eierlegende“, da musste ich kurz nachdenken, was der Satz bedeuten soll. Wenn man auf die Betonung achtet, macht der Satz Sinn. Aber nicht nur die Betonung ist wichtig. Beim geschriebenen Wort können auch die Kommasetzung oder die Groß- und Kleinschreibung den Sinn eines Satzes verändern. Beispiel: Komm, wir essen, Tante Hedwig. – Komm, wir essen Tante Hedwig. Ein Komma macht den Unterschied zwischen sorgendem Verwandten und gnadenlosem Kannibalen. Hier ein schönes Beispiel, wie Groß- und Kleinschreibung den Sinn verändern: Der Junge sieht dir ungeheuer ähnlich. –  Der Junge sieht dir Ungeheuer ähnlich. oder: Vor dem Fenster sah sie den geliebten Rasen.  –  Vor dem Fenster sah sie den Geliebten rasen. Ihr seht: Es braucht schon einen gewissen Grad an Intelligenz und vor allem Sprachkenntnis, um hier im Deutschen den Unterschied zu erkennen. In dem Fall muss man nicht zwischen, sondern in den Zeilen lesen.

Die Medien gehen über Leichen

Ich suche noch mehr Teekesselchen aus der Mediensprache. Z.B. Fotografen „schießen“ Bilder – nachdem sie auf ihre Motive gezielt haben. Denkt man an das Ende von Lady Diana oder die Geiseln von Gladbeck, dann ist es offensichtlich, dass die Kamera eine ähnliche Zerstörungskraft entwickeln kann, wie eine Waffe. Und dass in der Medienwelt über Leichen gegangen wird, sehen wir doch an regelmässig wiederkehrenden Deadlines, die wir einhalten müssen, egal, was kommt. Und natürlich können Worte Waffen sein. Da müssen wir nicht bis ins Dritte Reich zurück denken. Am schärfsten wird doch in der jüngsten Vergangenheit mit Wortwaffen nicht nur in die Luft geschossen.

Freund und Feind

Ich denke da an Populismus in Deutschland und natürlich denke ich heute an 300 US- Tageszeitungen, die öffentlich in einer Kampagne erklären, nicht sie seien der Feind des Volkes. Denke ich auch. Denn brutal sind gute Medien meist nur gegen solche Leute, über die es Negatives zu berichten gibt. Und das zu Recht, denn sehen wir nach Russland, in die Türkei oder nach Ungarn, dann müssen wir einsehen, dass es nichts nützt, sich nicht zur Wehr zu setzen. Mit einer gleichgeschalteten Medienlandschaft gehen Demokratie, Menschenrechte und, behaupte ich, die Vernunft insgesamt den Bach runter. Die Türkei ist ein parabelhaftes Negativbeispiel dafür, aber nicht nur die Türkei. Die Gleichschaltung der Medien ist nur aus der Sicht von autokratischen Despoten eine gute Sache. Eine Medaille hat aber meist zwei Seiten: Die Welt hat sich seit den 80er Jahren eigentlich zum besseren gewendet: Weniger Hunger, weniger sterbende Kinder, weniger Umweltverschmutzung, prosperierende Volkswirtschaften. In den Medien bietet sich ein diametrales Bild: Da es keinen interessiert, werden die guten Nachrichten nicht berichtet. Das macht die Medien als Sprachrohr einer brutalen Welt selbst zu einer Waffe, die in den falschen Händen und ohne Bedacht eingesetzt, großen Schaden anrichten kann.

Filme der Woche

In unseren Filmen der Woche stellen wir euch Filme vor, die brutal, wortgewaltig und mehrdeutig sind. Die Fortsetzungsgeschichte Freunde 1+2 ist ein gutes Beispiel dafür, dass im Ernstfall auch gelacht werden kann. Auf dem Schlauch stehen Sara und Julia – der Film zeigt deutlich, dass es letztlich nur um die Inhalte geht. Deshalb spricht man besser Klartext. In Ende gut – alles gut haben wir gewaltige Worte, es geht um Mord und Intrige. Hier siegt aber nur scheinbar das Gute. Die Dramatik ist jedenfalls weit übertrieben. Hier könnte man wieder so ein schönes Groß-Kleinschreibungswortspiel einbringen, wie: Die spinnen, die Spinnen.