15 Jun Die Weltmeisterschaft der Unaufgeregten

Keine Vuvuzela nervt, die Supermärkte halten sich mit schwarz-rot-goldenem Bling-Bling zurück und die Medien sind unaufdringlich informativ. Die neue Fußballweltmeisterschaft fängt merkwürdig an. So diskret und unaufgeregt. Es ist, als wäre gar keine WM. Angenehm für eine bekennende WM-Uninteressierte wie mich. Ich fand schon immer, das schönste an der Weltmeisterschaft ist ein Spaziergang durch den stillen Königsforst, wenn die A3 während eines Deutschlandspiels so belebt ist wie während einer Vollsperrung. Ja, Fußball ist nicht mein Leben. Während eines großen Turniers wie einer Weltmeisterschaft kann ich ihn aber selten sehr fern halten. Normalerweise.

Die gespaltene Republik

Unsere Republik ist gespalten – aber nicht in Fußballfanatiker und Fußballignoranten, denn diese beiden Bevölkerungsgruppen leben sehr harmonisch miteinander. Während großer Spiele laufen viele der Ignoranten temporär zu den Fanatikern über und haben eine gute Zeit mit ihnen. Diese beiden netten Gruppen sind nicht das Problem. Kniffelig ist es eher mit denen, die mit Russland sympathisieren und denen, die Russland kritisieren. Diese Gruppen sind sehr unempfänglich für die Argumente der jeweils anderen. Und um die Differenzen dieser beiden Lager drehte sich medial vieles in den letzten Wochen. Die Gräben sind tief. Die einen werfen den anderen „Russlandbashing“ vor, die Gegenseite verweist auf inhaftierte Journalisten und diverse andere Brüche der Menschenrechte.

Sport und Politik

Es ist möglich, dass ich in einer medialen Blase abgeschnitten von den Nachrichten der Fußballwelt bin. Jedenfalls kommt es mir dieses Jahr so vor, als gäbe es wenig Trubel um die WM. Wie gesagt, das finde ich nicht unangenehm. Aber ich frage mich, ob es tatsächlich stimmt. Ich meine, dass viele Sportthemen kürzlich politische Dimensionen erhielten– zum Beispiel die Winterspiele in Korea, die für politisches Tauwetter sorgten, der Auftritt von Özil und Gündogan mit ihrem Papst, Doping in Russland, die Vergabe an Qatar und Untersuchungen des FBI bei der FIFA – das sind einige der prominenten Beispiele. Sport ist mehr als körperliche Ertüchtigung. Sport ist Wirtschaft und Politik. Die Frage ist, ob der Spaß dabei abhanden kam, als sich der Fußball mehr und mehr kommerzialisierte und politisierte.

Kein Spaß ist keine Option

Eine andere Theorie: Der Deutsche an sich denkt: „Wir sind doch schon Weltmeister. Wozu jetzt noch eine WM?“  – Eine gesunde Einstellung, finde ich. Ist doch klar, dass da das Interesse an dem Spektakel nicht so hoch ist.

Zeitgleich mit der WM beginnt übrigens auch die Sommerpause der ARD und ZDF – bis zum September gibt es ein Sendeloch in der guten Unterhaltung. Unaufgeregter Fußball und Sendeloch – da hilft nur Kreativität. Wir werden uns mit irgendwas selbst bespaßen müssen. Kein Spaß ist keine Option! Daher ist Norleon Graff mit seinem Filmteam gestern in unentdeckte Galaxien aufgebrochen – das Ergebnis kommt aus dem Schnitt, sobald die Bilder entschlüsselt sind. Sein neues Team ist eine hochambitionierte Wissenschaftscrew! Wir finden in den nächsten Wochen schöne Themen rund um den Sport für euch und berichten von lustigen Ideen aus der Filmproduktion.

Filme der Woche

In unseren Filmen der Woche geht’s humorvoll und motivierend um Sport. Das Material, das wir dazu haben, hat nicht nur Fußball zum Thema. Wir machen Rudelgucken bei uns hier im Park – und fiebern bei der WM mit. Dazu lassen wir uns aber erst von sehr sportlichen und überaus ansehnlichen Chearleaderinnen anfeuern, die wir uns von den Telekom-Baskets geliehen haben. Inspiriert von so viel körperlicher Ertüchtigung schnappen wir uns die Joggingschuhe und beweisen unsere Ortskenntnis im Mediapark. Und dann drehen wir eine sportliche Runde über das Rheinenergie-Stadion – kräftesparend mit dem Kopter.