03 Nov … und das ist auch gut so!

Ein junger Mann behelligt eine junge Frau. Anlass genug für die Sexismusdebatte

Sexismusdebatte: Frau kann nicht einfach irgendwo stehen und ein Buch lesen, ohne angesprochen zu werden.

Heute Themensuche in der Redaktion, wir sitzen da in gemischtgeschlechtlicher Runde: Anton, Norleon und Nez kramen in den Köpfen nach dem Thema der Woche – und uns fällt nichts anderes ein, als der neueste Sexskandal in Hollywood – aber auch der im EU Parlament, der Rücktritt von Großbritanniens Verteidigungsminister Fallon, usw. Es geht mal wieder rund in Sachen Sexismusdebatte – und das ist auch gut so. Pünktlich zum nationalen Frauentag in Osttimor* geben wir unseren Senf dazu.

Der ganz normale Wahnsinn

Was wir gerade in den Medien erleben, ist, dass der ganz normale Wahnsinn thematisiert wird. Es gibt viel zu besprechen. Zunächst ist schon mal gut, dass Betroffene sich äussern. Nicht jeder Mann, nicht jede Person, die sich eines sexuellen Übergriffs schuldig gemacht hat, wird dafür auch verurteilt oder angeprangert. Der Fortschritt ist, dass die Opfer nicht verurteilt und durch den Dreck gezogen werden.

Der Zusammenbruch des House of Cards

Norleon hat den Artikel von Hannah Jane Parkinson im Guardian gelesen „Kevin Spacey verdient Verachtung – aber kann ich noch House of Cards gucken?“.  Parkinson enthüllt, wie viele Kulturschaffende sich die Finger schmutzig machten und eigentlich nicht mehr konsumierbar sind – Hitchcock, Polanski, Picasso, Weinstein – die Liste lässt sich  unendlich fortsetzen. Sollen wir jetzt deren Werke nicht mehr achten, seit wir wissen, dass sie Sexisten oder Rassisten waren und Menschen missbraucht haben? Wie gehen wir damit um, dass in unserer Welt, einer Männer-Welt, Rücksichtslosigkeit und Machtmissbrauch umgeht – ausgehend von Männern, die zu viel Macht besitzen? Darüber zu reden, das ist richtig und wichtig.

Es gab Zeiten, da war zum Thema „Kindesmissbrauch“ ein Brett vor den Köpfen fest installiert. Darüber durfte nicht gesprochen werden. Das hat sich geändert, und das ist gut so. Es ist sehr gut, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der offen über Homosexualität und Frauenrechte gesprochen werden kann. Es ist auch gut, dass wir aufhören, Dinge unter den Teppich zu kehren, die zu noch mehr Leid und noch mehr Missbrauch führen würden. Leider ist das längst nicht überall so. In vielen Gesellschaften wird totgeschwiegen oder von oben unterdrückt, wenn es um die Gleichbehandlung der Menschen geht. In vielen Regionen der Welt ist die Unterdrückung der Frau und die Diskriminierung von Homosexuellen das Maß.

Wie geht es weiter?

Norleon guckt gern House-Of-Cards, es ist eine intelligente Serie. Wenn sie jetzt abgesetzt wird, weil Spacey seine Hände nicht bei sich halten konnte, dann ist das aus dem Grund ziemlich traurig. Allerdings freuen sich weltweit hunderttausende Menschen, dass endlich mal ein Präsident wegen eines Sexskandals sein Amt räumt. Aber alle Filme und Werke von „Männerschweinen“ aus dem Regal verdammen? Die DVD-Sammlung würde bedenklich schrumpfen. Alle Polanskis, Allens, Tarratinos wären verschwunden. Eine ziemliche Zäsur für das Regal. Das macht keinen Sinn.

Das Kartenhaus ist zusammengebrochen. Erfahrungsgemäss gibt so ein Kartenhaus auch bei einem geringen Luftzug nach. Ein Luftzug, wie er zum Beispiel durch einen kollektiven Aufschrei entsteht. Damit das alles nicht nur heiße Luft bleibt, muss weiter darüber gesprochen werden – schonungslos offen und mit gegenseitigem Respekt. Wir schaffen das.

Sexismusdebatte in Osttimor

Zurück kommend auf die Frauen in Osttimor: Diese haben noch einen weiten Weg, gleichbehandelt zu werden. Aber die Rechte der Frauen in dem südostasiatischen Inselstaat sind immerhin schon in der Verfassung verankert, ebenso wie die der Homosexuellen. Das ist sehr gut so! Trotzdem ist noch eine ganze Menge zu tun in Osttimor. Schöne Grüße dorthin, Mädels, haltet durch!

In unseren Filmen der Woche geht’s um Männer und Frauen – das ergiebigste Dauerthema aller Zeiten. Wenn Mann nach Hause kommt, dann erwartet er eine Frau, die sich freut und die was zu Essen auf dem Tisch hat. Wenn das nicht stimmt, stimmt was mit der Frau nicht. Es wird ausserdem erwartet, dass die Mädels jede noch so sinnbefreite Performance der männlichen Vertreter goutieren – vergebens, wenn die einfach nicht überzeugte. Männer, solche mit Schnurrbärten und so, sind leider oft keine guten Verlierer und das führt dann auch schon mal zu bewaffneten Konflikten. Dass es für Frauen manchmal lohnender ist, auf Männer komplett zu verzichten, das sagt die selbstbewusste Sotiria ganz knapp und klar. Also: Benehmt euch, bezahlt eure Rechnungen – bleibt sauber, Jungs!