19 Mai Digital, analog, menschlich

Digital-AnalogIch habe es letzte Woche schon erwähnt: Bewerbungen werden von Menschen gelesen, Menschen die Firmen führen oder in Firmen Personalentscheidungen treffen – oder Menschen, die Emails einfach nur an die richtige Stelle weiterleiten. Als sich bewerbender Mensch sollte man diesen wichtigen Fakt nicht aus den Augen verlieren. Sprechen wir mal über ein paar NO GOs und wie man sie vermeidet – mit jemandem, der Firmen führt, Personalentscheidungen trifft und Emails weiterleitet. Also mit mir.

Digital ist einfacher

Früher war es ganz normal, Bewerbungen ausgedruckt in Mappen zu verschicken, weil das einfach nicht anders ging. Vermeide diese Art der Bewerbung aber zum Beispiel bei einem Unternehmen, das „irgendwas mit Medien“ macht, ausser, das wird explizit gewünscht. Bei Bewerbungen in eher konservativere Jobs kann die klassische Bewerbung der Weg sein, oder wenn du mit einem physischen Bewerbungsschreiben ein künstlerisches Werk abgeben willst oder sogar musst, da gibt es sicher Beispiele – jedoch sollte deine Bewerbung unbedingt auch digital verfügbar sein. Dafür muss sie in einem vernünftigen Format gespeichert werden – PDF oder notfalls JPG oder andere Bildformate mit schmalen Dateigrößen: Eine Bewerbung über 1 MB ist im Normalfall eine Zumutung. Und „offene Formate“ zu versenden wie .doc, .docx oder .odt ist schon allein deshalb nicht so gut, weil irgendwer nachträglich daran herumändern kann – wenn der Empfänger die Dokumente überhaupt öffnen kann.

Unnötig ist es, Bewerbungen per Einschreiben zu schicken. Das ist vor kurzem passiert. Die Bewerberin tat mir total leid. Ich stellte mir vor, dass sie noch mehr Bewerbungen verschickt hatte und wie teuer das gewesen sein muss. Warum hat ihr keiner gezeigt wie es geht? Ich wusste nicht wohin mit dieser Bewerbung! Sie war so teuer gewesen, also warf ich sie nicht weg, obwohl sie gar nicht gut war, es war nicht mal ein Foto dabei. Und ich war mit „Sehr geehrter Herr …“ angesprochen worden, eine Verwechslung. Oh je. Ich hob sie auf und kurze Zeit später meldete sich die Bewerberin und ich habe die Bewerbung mit ihr durchgesprochen und vereinbart, dass sie sie noch mal neu macht und zuschickt. … Sie macht demnächst ein Pflichtpraktikum bei uns, weil die zweite Bewerbung gut war und sie uns im Vorstellungsgespräch gefiel. Man soll sich nicht entmutigen lassen und kriegt ab und zu auch noch ne zweite Chance. Trotzdem sollte man schon beim ersten Mal natürlich gucken, dass man alles Wichtige dabei hat.

„Die schlechteste Bewerbung des Monats“

Ich bin nicht immer so nett. Ich kann sowas von Haare auf den Zähnen haben. Wer mich kennt, weiss und fürchtet das. Bevor ich mich auf das Schreiben von Bewerbungstipps in Blogs konzentriert habe – was mich unheimlich beruhigt und ausgleicht – habe ich auch schon mal sehr ungehalten auf ein Bewerbungsschreiben reagiert. Ja, ich gebe es zu und ich entschuldige mich. Auf die schludrige Bewerbung eines jungen Mannes schrieb ich eine gepfefferte, gemeine Antwort, die ungefähr widerspiegelte, dass ich an dem Tag genervt war und noch nicht gefrühstückt hatte. Ich nannte seine Bewerbung die „schlechteste des Monats“ und empfahl ihm, das Bewerben sein zu lassen, das wäre Zeitverschwendung. Ursprünglich wollte ich die gesamte Korrespondenz hier veröffentlichen – aber ihr glaubt mir vielleicht auch so, dass die Bewerbung schlecht war und dass ich böse geantwortet habe. Ich würde dafür ganz sicher in die Hölle kommen. Daher schreibe ich seit drei Wochen Beiträge fürs Bewerbungstraining, um mein Karma reinzuwaschen. Was ich damit sagen will: Am anderen Ende der Telefonleitung, der Empfänger von einer E-Mail – das ist immer ein Mensch. Der oder die kann sehr lieb sein und dir einen Fehler verzeihen, eine zweite Chance geben – oder gleichgültig oder gemein sein. Lass dich nicht entmutigen. Ich hätte es toll gefunden, vom Versender der „schlechtesten Bewerbung des Monats“ einen zweiten Versuch zu bekommen – einen besseren. So viel Mut hätte mich beeindruckt und das hätte sicher auf ein Vorstellungsgespräch hinauslaufen können.

Bei der Bewerbung per E-Mail musst du beachten, dass nicht nur deine Dokumente vollständig dabei sind, sondern die E-Mail ist selbst ein Dokument, das du bearbeiten musst. Manchmal tut es ein „Sehr geehrte Damen und Herren, bitte finden Sie im Anhang meine Bewerbung, Gruß, XY“ – aber man darfs auch ausführlicher tun. Und aktive Links sind in einer E-Mail auch am besten aufgehoben. Wenn du dich mit einem Film o.ä. bewirbst, steht der am besten auf VIMEO oder Youtube und den Link dazu schreibst du in die Bewerbung – gleich in die E-Mail hinein. Im Bewerbungssschreiben, das auch analog als Papier auf einem Schreibtisch liegen kann, ist ein aktiver Link ziemlich abgeschnitten vom World Wide Web und macht da begrenzt Sinn.

Dass ich als „Herr“ angesprochen wurde und dass es sich dabei um eine Verwechslung handelt, ich erwähnte es kurz. Es kommt sehr oft vor – ich bin da unempfindlich. Ob Herren, die mit Damen verwechselt werden, da empfindlicher sind, kann ich nicht beurteilen. Darauf gehe ich in der nächsten Woche ein und nenne euch dann auch noch das wichtigste NO-GO der Welt.

Wer bis dahin seine Bewerbung schicken möchte, her damit! Bis dahin schaut ihr euch zur Vertiefung des Themas „Digital und Menschen“ diese Woche in den Filmen der Woche ein paar Filme zum Thema digital, analog und Menschen an. In einem Film über die innovative Printtechnologie zum Beispiel. Coole Nerds bei der Arbeit seht ihr beim IKOR Hackathron. Der „Dresscode“ der gezeigten Programmierer ist ein gutes Beispiel, wie man heute selbstbewusst und individuell und auf jeden Fall als Hacker auch professionell auftritt. Höfliche Umgangsformen sollte man wahren, besonders wenn man keinen Überblick hat – sonst kriegt man was auf den Kopf, wie ich in Teamwork eindrucksvoll belege. Und bitte nicht nur leere Worthülsen – Viel Spass beim Schauen!