12 Mai Der Weg ist das Ziel

Ab in die Zukunft: Mit der perfekten BewerbungDie perfekte Bewerbung gibt es und es gibt sie nicht. Bei uns kommen viele Bewerbungen an und viele sind total super und machen sehr neugierig, andere sind enttäuschend fantasielos oder sogar unhöflich. Ich weiß noch, dass mir in der Schule keiner gezeigt hat, wie man sich bewirbt, aber das ist schon was länger her – weit vor der Digitalisierung der Schulen, bzw. Schüler. Dabei ist es eine klasse Sache, das Bewerben zu üben. Und zu vertiefen! Es geht schließlich um nichts geringeres als um eine coole Zukunft.

Worum geht’s bei einer Bewerbung überhaupt?

Eine Bewerbung ist Selbstvermarktung. Und wenn man etwas vermarkten möchte, sollte man zuerst das „Produkt“ gut kennen, sonst stellen die „Kunden“ Fragen, die man nicht souverän beantworten kann. Eine gute Selbstanalyse hilft, Ideen für die eigene Zukunft zu finden und sich für einen soliden Weg, „Plan A“, zu entscheiden. Sicher ist es auch wichtig, warum man sich bewirbt – aus Panik oder Druck von aussen (Eltern, Arbeitsamt, Ausländeramt ….) – irgendetwas machen? Oder weil man sich entwickeln will und sich für etwas wahrhaftig interessiert? Schade, dass es Bewerbungen unter Druck überhaupt geben muss. Es wäre großartig, wenn sich alle in Ruhe ihren Plan A ausmalen könnten und Gelegenheit bekommen, sich auszuprobieren. Und selbstverständlich ist niemand ein „Produkt“. Das müssen sich nicht nur die Bewerber, sondern auch Arbeitgeber und das liebe Umfeld klarmachen.

Wieso ein Praktikum?

Das Praktikum war lange nicht der leichte Weg. Es gab die legendäre „Generation Praktikum“, die sich von einer unterbezahlten Beschäftigung zur nächsten hangelte. Böse Arbeitgeber freuten sich über die günstigen Kaffeeköche und dehnten deren Beschäftigung maximal aus. Den „ewigen Praktikanten“ kann es heute aber nicht mehr geben, dank Mindestlohn. Das Praktikum hat seinen Bildungscharakter ausgebaut und ist enorm wichtig für viele Ausbildungen. Ohne Plan kann man viele Praktika machen – davon leben kann man nicht. Aber man kann unglaublich viel erfahrener, kompetenter und klüger werden, wenn man Praktika machen kann, für die man sich wirklich interessiert. Und das kann dann wiederum zu einer interessanten Zukunft führen.

Coole Firmenchefs und -Chefinnen* wünschen sich keine desorientierten Schnarcherinnen und Schnarcher*, die Dienst nach Vorschrift machen, sondern neugierige und aufgeschlossene Menschen, die Kreativität einbringen, sich möglichst schnell gut integrieren und Mehrwert schaffen. Also Leute, von denen man menschlich und produktiv was hat und die gut funktionieren. Man erinnert sich gern an PraktikantInnen*, die den Laden eine zeitlang bereichert haben. Und das klappt erfahrungsgemäss am besten, wenn der/ die PraktikantIn* sich gut vorbereitet und sich vor allem den richtigen Betrieb ausgesucht hat.

Ganz zu Anfang ist ein kritischer Blick auf dich selbst wirklich also nicht die verkehrteste Idee. Auf die Motivation, auf die eigene Person mit den vorhandenen Macken und Stärken – das könnte man super in der Klasse üben oder mit jemand, der einem* den „Spiegel vorhält“. Vielleicht hast du zu wenig Selbstbewusstsein? Oder zu viel! Im Betrieb musst du nämlich achtsam sein und trotzdem deine Stärken zeigen. Eine der Schulen, die eine Praktikantin an uns entsenden wird, gab den SchülerInnen* vor dem Praktikumsstart eine DIN A4 Seite mit Verhaltensregeln im Praktikumsbetrieb mit. Die erste Botschaft: Ihr seid im Betrieb nur zu Gast. Achtet auch euer Verhalten. Das fand ich eine sehr gute Idee, denn manchmal stehen sich Praktikanten selbst im Weg, da hilft so ein Wegweiser. Wer im Weg steht, hält den Betrieb auf – und das sollte dir nicht passieren aber das sollte dich auch nicht von vornherein total verunsichern.

Just do it – Mach einfach!

Wenn die Motivation stimmt und es sich richtig anfühlt, dann los mit dem Bewerben. Man kann sich auch zwei Mal hintereinander bewerben, wie wir nächste Woche zeigen – weil Menschen Emails öffnen und Bewerbungen lesen. Das ganze Leben ist ein Praktikum und letztlich geht es um dich. Bevor du nach einer Absage keine Lust mehr auf gar nix hast, wie unser gescheitertes GNTM-Model in den Filmen der Woche auf videopostkarten.de, übertreibst du. Besser ist es, sich selbstbewusst zu präsentieren wie unsere Bewerberin im Vorstellungsgespräch. Denn egal, wie du selbst oder andere über dich denken, sicher bist du von Natur aus super und brauchst vielleicht ein bisschen mutige Neugier und den richtigen Anstoß, für dich herauszufinden, wohin deine Reise geht.

Ein Wort zum Schluss. Wäre es nicht schön, wenn wir nicht nur fürs Geld arbeiten würden? Wenn wir uns keine Sorgen machen müssten, es wäre für das Nötigste gesorgt und wir hätten die Freiheit, das Leben wie ein Praktikum zu sehen und immerfort weiter zu lernen und uns zu entwickeln? Menschen sprechen heute immer mehr von der Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Wo würdest du dich bewerben, wenn es das gäbe? Du schüttelst den Kopf- das BGE kann es nicht geben? Spaßverderber! Das ist eine großartige Vision für uns alle! Es denken immer mehr Leute darüber nach. Vielleicht geht es doch? Du entscheidest!

* kleine Fußnote: Die gendergerechte Sprache ist anstrengend zu schreiben und zu lesen, die Autorin kann sich aber nicht dazu entscheiden, sie zu ignorieren – im Gegenteil ist es ihr manchmal ein Bedürfnis, sie zu verwenden und auch, darauf explizit hinzuweisen, wenn sie bewusst nicht angewendet wurde. Dies führte zu vielen ** und dieser Fußnote. Gender- und AntigendersprachneurotikerInnen aller Couleur, sowie pct-unpositionierte LeserInnen (Normalos und Normalosinnen) werden um Toleranz und Verständnis gebeten. 🙂