05 Mai Irgendwas mit Medien …

… oder: Willst du nicht doch was „Vernünftiges“ lernen?

Bei der Frage nach dem Berufswunsch sagen heute viele „irgendwas mit Medien“. Dieser Begriff hat sich mittlerweile zu einem Code für „ich habe keine Ahnung, was es so gibt“ entwickelt. In der Tat ist es auch gar nicht so einfach, sich zu orientieren. Die „Medien“ sind ungebrochen sehr beliebt bei Berufsanfängern. Aber die Orientierung ist schwierig. GRAFF FF GmbH bietet seit mehr als 20 Jahren Orientierungspraktika für Filminteressierte an. Und erfreut sich stetiger Beliebtheit.

Berufswunsch Medien: Alle wollen zum Film?

Waren es vor einem Jahrzehnt nur ein paar Studenten der Filmwissenschaften, die bei GRAFF.FF ein Praktikum in der Filmproduktion machen wollten, wird das Betriebspraktikum mittlerweile von viel mehr Leuten angefragt. So ist jetzt seit einigen Jahren das Schülerpraktikum in der gymnasialen Mittelstufe auf dem Vormarsch, wo vorher nur Realschüler so einen praktischen Ausflug ins Berufsleben machen konnten. Es geht los ab Klasse 6 und 7 mit dem Girls / Boys Day, den es noch nicht so lange gibt und für den wir eigentlich nicht der richtige Betrieb sind, denn bei uns gibt es keine „Männer- oder Frauenberufe“ zu erschnuppern. Wie ich von einer Girls Day – Boys Day Teilnehmerin der 8. Klasse, die sich für einen Tag hier her verirrt hatte, aufgeklärt wurde – ist der B-G-Day eine Erfindung der Erwachsenen, die noch so sehr in den klassischen Mustern gefangen sind, dass sie überhaupt nur in der Lage sind, so einen Tag zu erfinden! Die Kinder würden das nicht so richtig verstehen, die wären nämlich schon weiter mit ihren Geschlechterbildern …

Berufswunsch Medien zum Schnuppern

In Klasse 8, 9 oder 10 kommt dann ein 1-2 wöchiges Schülerpraktikum. Die Bewerber sind zwischen 15-17 Jahre alt und meistens sehr fleißig. Neuerdings gibt es aber auch qualifizierende Oberschulen, die Pflichtpraktika als Bestandteil der Ausbildung haben. Unsere derzeitige „Azubine“ Alexa ist an zwei Tagen in der Schule und an drei Tagen im Betrieb. Und das für 6 bzw. 12 Monate in ihrem 11. Schuljahr. Wie eine duale Ausbildung, könnte man sagen. Und neben Studenten der Filmwissenschaften, z.B. von der KHM, bewerben sich heute auch Medien- und Kommunikationswissenschaftler, BWLer und Studenten anderer Fächer. Es kommt nicht selten vor, dass junge Leute, weil sie in ihrem Fach keinen Platz ergattern konnten, etwas anderes studieren und sich dann nach 1-2 Jahren umorientieren. So hatten wir hier schon Bewerbungen von Studenten u.a. aus dem Bereich Architektur, Germanistik und Geowissenschaften.

Was man für Film wissen muss …

… muss man nicht zwingend studieren. Mein Einstieg in das Thema war eine Aufnahmeleitungsassistenz für eine RTL Produktion – da bin ich einfach „reingesprungen“. Solche Jobs gibt’s öfter. Viele fangen als Praktikanten an, machen sich unverzichtbar und haben plötzlich eine Vollzeitstelle. Es gibt viel Fluktuation und kann stressig sein, beim Film zu schaffen und das Produkt ist leider zu oft weniger als zweitklassig. Die Mitarbeiter hinter der Kamera werden nicht weniger, aber anders verheizt als der Stab seltsamer Gestalten, die im Hartz IV Fernsehen regelmässig in den verschiedenen Formaten im Bild zu sehen sind. Jedoch: Die Gehälter für MitarbeiterInnen steigen diametral zum sinkenden Niveau – denn so richtig gute, fundierte und niveauvolle Fernseh- und Medienarbeit wird leider oft viel zu schlecht bezahlt. Deshalb freut man sich, einen gut bezahlten Job bei „Dschungel Camp“ oder einer dieser unzähligen Soaps und Scripted Realitys ergattert zu haben. Aber das war vielleicht nicht der Grund, weshalb man sich ursprünglich fürs Fernsehen interessierte.

Gründe, nicht zum Film zu gehen

Meine Nichte, ein sehr selbstbewusstes, freches Mädchen, stand für ein Wochenende vor der Kamera und drehte mit ihren Cousinen an einem Clip. Regie hatte Norleon Graff und der wollte nicht rumeiern sondern fertig werden. Das Fazit meiner Nichte: Ihr großer Traum, ein berühmter Filmstar zu werden, hatte sich mit dem Dreh erledigt. Sie stellte fest: Es ist Arbeit und sie ist anstrengend. Nix mit Glamour und Fans. Vor dem Erfolg steht der stetige, unermüdliche Einsatz und ab und zu ist es so nervig, dass man weinen möchte.

Zudem kann es vorkommen, dass man bei – 10 Grad in einem Sommerkleidchen so tun soll, als wäre es angenehm warm. Film schafft unter anderem auch die Illusion, dass Filme-machen Leichtigkeit hat. Hat es nicht! Es ist eine ganz schlimme Sache für Leute, die es gern komfortabel haben. Es ist stressig, unbequem, man wird nass oder kalt oder beides und steht dann auch noch im Wind. Das ist nur wirklich was für ganz harte Hunde oder für Leute, die das Medium nutzen wollen, weil sie wirklich etwas zu sagen haben.

Wenn ihr jetzt immer noch für Film interessiert und euch bewerben wollt, lest in den nächsten Wochen in unserem Blog, wie ihr eine vernünftige Bewerbung verschickt – oder wie eine Bewerbung eben nicht sein sollte. Lernt von den Fehlern anderer und bewerbt euch nie mehr verkehrt. Auch für besorgte Eltern eine interessante Lektüre!

Die Qual der Kunst

In unseren Filmen der Woche auf Videopostkarten.de geht’s um Filme, bei denen Darsteller und Filmschaffende sich besonders gequält haben. Bei dem Werbefilm für B.Effective war es eisekalt, aber die Darsteller spielten, dass Sommer war. Bei „Kraft wie Heu“ mussten die zwei Mädels schwitzend in juckendem Heustaub hocken und die Jungs viel zu schwer arbeiten. Gabriella und Marie-Theresa haben sich bei „Bewegung im Netz“ gemeinsam mit dem Team hinter der Kamera vor einer Spinne geekelt und einer der Darsteller in Höhenflug hatte teilweise heftige Höhenangst – wir sagen aber nicht, wer… Film kann halt auch zaubern und SchauspielerInnen, RegisseurInnen und CutterInnen vollbringen regelmässig Wunder.