16 Dez Echte Männer

echte MännerDie Rollenbilder stehen Kopf. Meistens wird dabei über das Bild beziehungsweise die Rolle der Frau gesprochen. Seit einiger Zeit mischt nun auch die Frage danach mit, ob wir überhaupt noch nur von Männern und Frauen sprechen können, oder ob wir viel differenzierter in unserer Betrachtung von Geschlecht und Sexualität sein müssten. Was meist weniger Beachtung findet, ist die Tatsache, dass mit einem sich wandelnden Frauenbild auch ein sich wandelndes Männerbild einhergeht, denn die beiden Rollenbilder wurden und werden immer noch in Abhängigkeit voneinander definiert: Eine Frau muss zu Hause bleiben und sich um Haus und Kinder kümmern, weil der Mann den Familienunterhalt verdienen muss. Eine Frau muss zierlich, liebevoll und warmherzig sein, weil ein Mann groß, stark und entschieden sein muss. Aber was passiert mit dem Mann, wenn sich die Frau verändert? Das Marktforschungs- und Beratungsinstitut Rheingold hat dazu eine umfangreiche tiefenpsychologische Studie durchgeführt. Herausgekommen ist vieles. Einige der wichtigsten Erkenntnisse werde ich hier für euch zusammentragen.

Wandel im Beruf und Daheim

Der Großteil der interviewten Männer versteht und unterstützt das Bestreben der Frau, mehr Autonomie, Respekt und (berufliche) Anerkennung zu erhalten. „Männer müssen jetzt mehr im Haushalt erledigen, weil die Frauen jetzt auch arbeiten. Was einfach nur fair und gut ist“, sagt ein Proband. Auch in der Arbeitswelt wird es zum Glück immer normaler, dass Frauen arbeiten, Karriere machen und Verantwortung tragen. Zu Hause, oder vielmehr im Privaten, sieht das allerdings oft anders aus. Da übernimmt die Frau sehr oft noch die traditionellen Aufgaben der Frau und gibt nicht an den Mann ab. Dazu kommt, dass die Arbeit des Hausmanns beziehungsweise der Hausfrau immer noch nicht genügend anerkannt und geschätzt wird, weshalb ein bloßer Tausch der Rollen (Frau geht arbeiten, Mann bleibt zu Hause) nicht die Lösung des Rollen-Dilemmas sein kann. Am Ende weiß der Mann nicht mehr, wo er überhaupt steht, was er überhaupt tun und wollen darf. Ein Proband fasste dies so zusammen: „Der Mann ist nur noch ein Schatten seiner selbst.“

Gibt es einen neuen Mann?

Der Mann weiß also nicht so recht wohin mit sich. Einige halten mit Glanzzitaten wie: „Ich hatte Glück mit meiner Frau: die putzt, kocht und kümmert sich um das Kind“ am traditionellen Rollenbild fest und suchen sich dementsprechend eine Partnerin, der diese Rollenverteilung ebenso zusagt. Andere wiederum fügen sich wortlos den Ansprüchen, die die Partnerin stellt. Und eine andere Gruppe von Männern sucht nach der goldenen Mitte. Sie wollen eine autonome Frau, die weiß, was sie will und dafür einsteht. Auch packt sie bei den Herausforderungen des Alltags mit an, wo dem traditionellen Rollenbild nach nur die Männer angepackt haben: Es geht um Ebenbürtigkeit Jedoch müssen sie immer wieder neu evaluieren, ob sie „unterm Pantoffel“ stehen, oder nicht. Hier zeigt sich die Herausforderung für, die nach Ebenbürtigkeit suchen und auch für jene, die sich unterordnen: Es muss neu definiert werden, was Männlichkeit eigentlich ist, und wie sie sich ausdrückt.

… und gibt es dann noch echte Männer?

Massige, haarige Männer die Bier trinken, grölen, schmutzige Witze machen und zwischendurch durch Armdrücken oder aufgespielte Konflikte die Rangordnung klären – daran denke ich, wenn mir jemand was von „echten Männern“ erzählt. Und glaubt mir, dieses Bild ist nicht positiv konnotiert. Sobald ich merke, dass ein Mann versucht seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, kann ich ihn als Mann schon nicht mehr ganz ernst nehmen. Echte Männlichkeit besteht für mich in der Authentizität des jeweiligen Mannes. Habe ich das Gefühl jemand spielt nur deshalb Football, um unter Beweis zu stellen, was für ein Prachtstück von Mann er ist, dann wirkt das nicht authentisch. Ist ein Mann ein Tänzer, einfach nur weil er gerne tanzt und kein Problem damit hat, dazu zu stehen, ist das für mich authentisch und damit männlich. Genauso ist es für mich nicht zwangsläufig männlich, wenn ein Mann nicht offen über seine Gefühle spricht, oder nicht weint, wenn es eigentlich das ist, wonach ihm in Wirklichkeit ist. Was ich damit eigentlich sagen will, ist, dass sich Männlichkeit, unter anderem bedingt durch die Frauenbewegung, nicht mehr nur auf ein paar aussagekräftige Kriterien runterbrechen lässt. Man kann männlich sein, wenn man eine Axt schwingt, aber man kann genauso männlich sein, wenn man stattdessen lieber Geige spielt. Vieles kann männlich sein, allein durch die Tatsache, dass ein Mann es tut und sich dabei als Mann fühlt. Das zeigen auch unsere Videopostkarten zum Thema der Woche, das da lautet: echte Männer!