02 Dez Nikolaus

Knecht RuprechtBrave Kinder stellen ihre Stiefel vor die Tür, in der Hoffnung am nächsten Tag Süßigkeiten und Geschenke darin zu finden. Weniger brave Kinder tun das gleiche und hoffen, dass es nicht doch die angedrohte Tracht Prügel mit Knecht Ruprechts Rute gibt. Aber wer ist eigentlich noch mal dieser Knecht Ruprecht? Der Mister Hyde zu Sankt Nikolaus‘ Doktor Jekyll? Und warum Stiefel? Wird hier etwa der Fußfetisch romantisiert? Wir sehen uns in der Pflicht, in dieses Advents-Chaos etwas Klarheit zu bringen. Dazu qualifizieren uns unsere zahlreichen Postkarten mit Weihnachtsmännern und Nikoläusen, für die wir natürlich jahrelang aufwendige Recherche betrieben haben.

Nikolaus von Myra – was wir über ihn wissen

Also, Sankt Nikolaus, auch als Nikolaus von Myra bekannt, ist ein christlicher Heiliger. Er lebte und wirkte im Ort Myra (nun Demre), der damals zum Römischen Reich gehörte und heute Teil der Türkei ist. Über besagten Nikolaus ist wenig faktisches bekannt. Außer, dass er vermutlich eher nicht der dicke, weiße, bärtige Mann war, als der er heute oft dargestellt wird. Er war Priester und später Abt im Kloster Sion in der Nähe von Myra. Als er erbte, verteilte er dieses Erbe unter den Armen. Die Gebeine von Sankt Nikolaus sind der Nachwelt in einem Grab erhalten geblieben. So konnten forensische Untersuchungen am Skelett ein genaueres Bild davon zeichnen, wer dieser Nikolaus von Myra war: Ein kleiner (1,67 m) Greis (zwischen 70 und 80 Jahren, was damals ein ziemlich hohes Alter war), der an schwerer Arthritis und vermutlich auch an starken Kopfschmerzen aufgrund einer Verdickung der Schädelwand litt. Dass dieser Herr Nikolaus von Tür zu Tür ging und Stiefel mit Süßigkeiten füllte, ist eher unwahrscheinlich. Warum also dieser Brauch?

Das Stiefelfüllen leitet sich zum einen aus einer Legende ab, nach der Nikolaus drei arme Jungfrauen beschenkt haben soll, um sie vor der Prostitution zu bewahren. Zum anderen fanden die Heiligabendbräuche, also unter anderem das Verschenken, ursprünglich am 6. Dezember und nicht am 24 Dezember statt, bis im Zuge der Reformation das Verehren von Heiligen verboten wurde. Außerdem ist es im Christentum üblich, die Kinder an Nikolaus zu befragen, ob sie auch brav und fromm gewesen seien. Diese Tradition leitet sich aus der Perikopenordnung der Kirche, genauer: aus dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25, 14-30) ab. Alles in einem resultiert daraus der Brauch, braven Kinder am 6. Dezember Geschenke im Schuh zu lassen. Und die unartigen Kinder?

Die Good-Cop-Bad-Cop-Methode

Nein, Knecht Ruprecht ist nicht die düstere zweite Persönlichkeit von Sankt Nikolaus. Vielmehr ist er sein düsterer Begleiter, der die Züchtigung der unartigen Kinder vornimmt. Abgeleitet wird diese Legende aus dem Satansmythos und soll die Bestrafung der Sündigen durch das personifizierte Böse symbolisieren. Und wenn ihr gerade denkt: Knecht Ruprecht?! Noch nie von dem Typen gehört, dann liegt das entweder daran, dass ihr immer überaus brav wart, oder dass ihr aus einer Region kommt, in der statt Knecht Ruprecht der Krampus, oder gleich mehrere Krampusse, der Schwarze Peter, der Bullerklas, der Beelzebub, oder der Hans Trapp kommen, um den bösen Kindern eine Lehre zu erteilen. Fangt ihr schon an, unruhig abzuwägen, ob ihr dieses Jahr brave oder unartige Kinder wart? Für ein bisschen positives Weihnachtskarma könnt ihr unsere Videopostkarten zum Thema Nikolaus und Weihnachten verschicken!