04 Nov Die fünfte Jahreszeit

fünfte JahreszeitEs ist nicht Herbst, nicht Sommer und auch nicht Winter oder Frühling. Diese Woche beginnt die fünfte Jahreszeit und bringt Farbe ins Herbst-Grau: Der Karneval ist des Rheinländers Herbstlaub. Wer also an Halloween mit Schminke und Kostüm erfolgreich aufgerüstet hat, kann sich nach dieser Generalprobe nun an die wirklich wichtige Feierei wagen. Und bei wem Halloween nicht so pralle war, der kann sich nun doppelt auf den (Kölner) Karneval freuen. Damit ihr sicher und wohlbehalten durch die fünfte Jahreszeit kommt, haben wir ein paar wichtige Hinweise für euch zusammengestellt, denn das ausgelassene Singen, Tanzen und Fröhlichsein bringt doch manchmal unerwartete Hürden und Tücken mit sich.

 

Vorsicht, Doppelgänger!

In der germanischen Mythologie gelten Doppelgänger als Vorboten des Todes. Beim Karneval ist die Sichtung eines Doppelgängers zum Glück nicht ganz so dramatisch. Schwierig wird es aber, wenn man einem Doppelgänger eines Freundes in die Irre folgt und plötzlich ohne das eigene Rudel da steht. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist gar nicht so gering! Vor allem, wenn Mann und Frau ihre Kostüme nicht selbst basteln, sondern im Online-Shop oder einem der lokalen Kostümläden erwerben. Ich bin schon vielen Karnevalisten in die Fremde gefolgt, in der Annahme es seien Menschen, aus meinem Freundeskreis. Einem Mönch folgte ich zur Bahnhaltestelle (aber der gab mir wenigstens zum Trost eine Zigarette), einem Schmetterling in einen vollgestopften Irish Pub und einem wildfremden Tiger haute ich auf den Hintern, weil ich dachte, es sei einer meiner Freunde. Glücklicher Weise nimmt einem kaum einer solche Fettnäpfchen-Tritte übel. An Karneval zumindest nicht.

Wir verstehen uns nicht!

Man ist also wahlweise einem Mönch oder einem Schmetterling, den man für jemand anderes hielt, irgendwo hin gefolgt und dann steht man plötzlich ohne seine Gruppe da. Was nun? Wir leben im digitalen Zeitalter umgeben von Mobile Devices – also, Smartphone raus und anrufen. Das Problem ist bloß: Dich wird niemand hören. Die Smartphones sind tief in den pelzigen und gefütterten Kostümtaschen, so etwas wie eine ruhige Ecke gibt es nicht, und selbst wenn der/die Angerufene widererwarten ans Telefon geht, dann kann man sich nur in den seltensten Fällen verständigen. Mein persönlicher Rekord verpasster Anrufe an einem 11.11. liegt momentan bei 26. Wenn anrufen aber nicht hilft, dann sucht euch neue Feierkumpane. In der fünften Jahreszeit geht das schneller, als man denkt!

(Essbare) Accessoires

Geht man als Bayer, hat man ein Lebkuchenherz um den Hals hängen. Geht man als Franzose, hält man lässig ein Baguette unterm Arm. Zu vielen Kostümen gehören Hüte, Haarreifen und sonstige Kopfbedeckungen. Piraten, Räuber und Ritter tragen Pistolen, Säbel, Messer und Schwerter. Klar, detailgetreue Kostüme sind die besten. Aber sie stellen eine große Schwachstelle dar. Nicht nur, dass man sie gerne irgendwo liegen lässt – an der Bar, auf dem Klo, an der Bahnhaltestelle. Andere nehmen sie einem auch nur zu gerne ab (ich frage mich heute noch, was der Pinguin mit meinen Katzenohren wollte). Hat man eine teure Krone, oder einen Zylinder vom Urgroßvater, die perfekt zum Kostüm passen würden, dann sollte man sich auf jeden Fall zwei Mal überlegen, ob man wirklich riskieren will, diese Gegenstände an betrunkene Fremde zu verlieren. Auch essbare Accessoires werden gerne geklaut, oder einfach nur angebissen. Weder das mitbringen, noch das anbeißen würde ich empfehlen. Ich habe einmal in das Baguette eines Franzosen gebissen (und nein, das ist keine Anspielung auf irgendetwas), und ich möchte gar nicht wissen, was dieses Baguette schon alles erlebt und gesehen hatte. Es war aufgeweicht von mindestens Bier und bei näherem Hinsehen auch mit unidentifizierbarem Schmutz beschmiert. Mir wird noch heute schlecht, wenn ich daran denke. Und der Franzose musste für den Rest des Tages mit einem angebissenem Baguette herumlaufen.

So viel zu ein Paar der Fallstricke, die euch der 11.11. stellt. Aber ansonsten braucht ihr euch absolut keine Sorgen zu machen, denn im Zweifelsfall ist am Schluss der Nubbel schuld! Und nun, für alle, die noch nicht so ganz verstehen, warum die Kölner ihren Karneval so lieben: Hier findet ihr ein paar Videopostkarten, die euch unsere fünfte Jahreszeit näherbringen. Und wer das alles schon erlebt hat, kann einfach Freunde und Bekannte zu einem weiteren rauschenden Fest einladen. Also – Alaaf ( und helau), ihr Jecken!