21 Okt Tag des audiovisuellen Erbes

Norleon Graff, der Chef / Sommer-Praktikantinnen / audiovisuellen ErbesLetzte Woche haben wir Norleons Geburtstag gefeiert und diese Woche feiern wir, quasi als thematische Fortsetzung, den Tag des audiovisuellen Erbes. Ja, das ist ein offizieller Gedenktag. Ein weltweiter sogar. Dieser Tag, der am 27. Oktober begangen wird, erinnert an die „Empfehlung zum Schutz und zur Erhaltung bewegter Bilder“, die die UNESCO am gleichen Tag im Jahre 1980 aussprach. Denn: Bewegtbild ist Kultur, ist Kunst, ist Geschichte, ist Gesellschaft. Auch wenn es eine vergleichsweise junge Ausdrucksform ist, so ist es doch unglaublich wichtig, dass sie von den Anfängen an in ihrer Entwicklung geschätzt und geschützt wird.

Meilensteine der audiovisuellen Kultur

In einem älteren Beitrag haben wir bereits darüber geschrieben, wie Film überhaupt möglich wurde. Dabei lag der Fokus vor allem auf den technischen Aspekten. In diesem Beitrag soll es im Gegensatz dazu vielmehr um wichtige Personen und Filme gehen. Anders ausgedrückt: Es geht darum, wie auf der Basis der notwendigen Technologien und Erfindungen Kulturerbe geschaffen wurde.

Charlie Chaplin

Genau wie ein Neugeborenes, konnte auch der Film anfangs nicht sprechen. So gab es lediglich Stummfilme, die bei Vorführungen mithilfe von Musikern und Erzählern, sowie eingeblendeten Texttafeln zur Narration wurden. Trotz dieser auditiven Ergänzung war es von großer Bedeutung, dass die Darsteller solcher Filme besonders viel Ausdruck und Wiedererkennungswert hatten. Ganz vorne mit dabei war an dieser Stelle Charlie Chaplin. Der Londoner Hutträger stieg 1914 ins Stummfilmgeschäft ein und wurde vor allem durch seinen Slapstick-Humor und seine Hitler-Satire bekannt.

Tricktechnik

Heute sind sie überwältigend, oft können wir zwischen „echt“ und „Trick“ überhaupt nicht mehr unterscheiden, wie die Neuverfilmung von Das Dschungelbuch beweist. Aber auch dieses Wunder der Technik nahm irgendwo einmal seinen Anfang. Ein echter Meilenstein ist in diesem Zusammenhang der 1925 erschienene Stummfilm The Lost World, in dem es um die Entdeckung von noch lebenden Sauriern geht. Diese wurden mit Go-Motion-Technik animiert.

Ton

1933 wurde dann King Kong – wieder mit Go-Motion, aber diesmal mit Ton – veröffentlicht. Dieser Film hob das visuelle Erlebnis auf ein ganz neues Level, denn jetzt bekam es ein „audio“ dazu. Nun konnte ganz anders erzählt werden – Realität konnte besser imitiert werden und Personen wurden vielschichtiger und lebensnaher. Und das ging dem Publikum wirklich unter die Haut.

Hollywood

Ob wir es nun als Fluch oder Segen ansehen – Hollywood hat die Filmgeschichte maßgeblich beeinflusst und tut es immer noch. Dort wurde der Film industrialisiert und zur Massenware gemacht, die in Studios produziert wurde. Aus Hollywood kamen viele Filme, die audiovisuelle Konventionen beeinflusst haben. Als Beispiele sollen hier nur zwei genannt werden: Gone with the Wind (1939) und Citizen Kane (1941). Ersterer gilt als bis dato erfolgreichster Film und setzte neue Maßstäbe für romantische Erzählungen. Trotz – oder gerade wegen – der enormen Laufdauer von knapp vier Stunden konnte das Publikum besonders leicht in die filmische Welt eintauchen und zu den verschiedenen Charakteren Verbindungen herstellen. Das sollte die Messlatte für alle folgenden Filme höher legen. Citizen Kane war zu seiner Zeit kein so großer Erfolg, wird heute aber als einer der besten Filme der Filmgeschichte gefeiert. Grund dafür ist vor allem der innovative Charakter des Films im Bereich der Verwendung von Stilmitteln, wie das Spiel mit der Schärfentiefe, Einstellungen aus extremen Winkeln, die Leistung der Maske, die Alterungsprozesse der Darsteller überzeugender denn je darstellte, und der Bruch mit der chronologischen Narration.

Die Regie

In den folgenden Jahrzehnten passierte einiges. Wir picken uns aus dem Pool aller Möglichkeiten aber nur einen Aspekt raus, und zwar die wachsende Relevanz des Regisseurs. War man in den ersten Jahrzehnten der Filmgeschichte hauptsächlich auf das fixiert, was man später zu sehen bekam, so entwickelte sich (vor allem in Europa) zunehmend die Einstellung, dass ein guter Film mit seinem Regisseur steht und fällt. Regisseure wie Steven Spielberg und George Lucas (und viele, viele andere) sind der lebende Beweis dafür, dass an dieser Annahme etwas dran ist. Mit Filmreihen wie Indiana Jones und Star Wars stellten sie ihr Können unter Beweis und scharten eine Horde treuer Fans um sich.

Da ist noch so viel mehr …

Ich könnte noch ewig weiter machen und wichtige Personen, Filme und Entwicklungen der Filmgeschichte aufzählen. Aber Zeit und Zeilenumfang werden knapp! Zum Glück setzt sich die UNESCO dafür ein, dass das audiovisuelle Erbe geschützt und geschätzt wird, sonst könnte ich in diesem Blogeintrag nicht guten Gewissens mit diesen paar wenigen Meilensteinen verbleiben. Also, wenn ihr euch für dieses Thema interessiert, dann ist diese Woche eure Glückswoche! Besonders Filmarchive, Museen und Kinos ergreifen die Gelegenheit und veranstalten passend zu diesem Gedenktag Events und Aktionen. Es lohnt sich also, in der kommenden Woche Ohren und Augen nach solchen Veranstaltungen offen zu halten. Und wenn ihr etwas Interessantes gefunden habt, dann findet ihr hier die passenden Videopostkarten, um andere ebenfalls darüber zu informieren, oder einzuladen.