23 Sep Herbst

Plötzlich sind es zehn, fünfzehn Grad kühler, um acht wird es schon wieder dunkel und in den Supermärkten schieben sich Spekulatius und Lebkuchen zwischen die anderen Sonderangebote. Das stinkt verdammt nach Herbst. Ist es wirklich schon wieder soweit? Ja! Denn am 22. September hat der astronomische Herbst begonnen. Meteorologisch und biologisch verortet man den Herbstbeginn normalerweise Anfang September, aber dieses Jahr wurden wir ja mit einem späten Sommerhoch beglückt. Von Herbst konnte bei über 30 Grad und blauem Himmel ja wohl keine Rede sein. Umso einfacher sollte es nun sein, vom Sommer abzulassen und sich herbstlich einzustimmen. Auf was können wir uns im Herbst freuen?

 

Kino im Herbst 2016

Die Antwort lautet: Nicht auf Pfifferlinge. Durch den frühen Wechsel von kalten und warmen Temperaturen hat die Pilzsaison dieses Jahr verfrüht begonnen. Zum Glück sind wir nicht mehr nur noch Jäger und Sammler und können statt vergeblich Pilze zu suchen, einfach ganz, ganz viele andere Dinge tun. Zum Beispiel ins Kino gehen! Herbst und Winter sind besonders beliebt bei Kinos und Filmemachern, da es die Menschen in den kalten Jahreszeiten besonders stark zu diesen gemütlichen, Winterschlaf-atmosphärischen Höhlen zieht. Was, also, hat der Kinoherbst 2016 zu bieten?

Die Glorreichen Sieben

Im Remake des Western-Klassikers aus den 60ern soll eine Bande von Outlaws die Bewohner eines Dorfes, die immer wieder von Banditen bedroht und ausgeraubt werden, rächen. Viel mehr ist zu der Handlung auch nicht zu sagen, denn ansonsten geht es vor allem um Action und Effekte. Unterhaltung: ja. Anspruch: nicht wirklich. Dafür aber ein paar Filmhelden, die man immer wieder gerne sieht: Chris Pratt, Ethan Hawke und Denzel Washington sorgen für den nötigen Hollywood-Glanz. Wer glaubt, er sei mit dem Original besser bedient – auch dieses glänzte nicht gerade durch unvorhersehbare Wendungen und vielschichte Figuren. Die Entscheidung, ob es also lohnt, dafür an der Kinokasse zu bezahlen, soll daher jeder für sich treffen.

Findet Dorie

2003 war es Nemo, der verschwand und auf seiner Reise von der vergesslichen Dorie und dem überbesorgten Clownfisch-Vater Marlin, sowie Millionen von Familien in Kinosälen verfolgt wurde. Wer sich noch gut erinnert, weiß, dass es quasi nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis Dorie auch verschwindet, denn der gutherzige Palletten-Doktorfisch leidet unter Gedächtnisschwund. Kritiker sagen, dass sich ein Kinobesuch lohnt. Der Film sei Altersgrenzen überschreitend emotional und witzig und allein aufgrund der 3D-Technik sein Geld wert.

Bridget Jones‘ Baby

Meiner Meinung nach war Bridget Jones lustig und charmant – eine Komödie über das Leben und die Liebe, aus dem Blickwinkel einer zur Abwechslung mal nicht makellosen Frau. Jetzt ist sie zurück und sie hat abgenommen, ist beruflich erfolgreich, aber immer noch (beziehungsweise schon wieder) single. Sie konzentriert sich nun ganz auf sich, und nicht auf die Suche nach Mr. Right. Und dann, der Titel lässt es vermuten, wird Bridget schwanger. Aber wer ist der Vater: Ex-Freund Mark, oder der Amerikaner Jack (Patrick Dempsey)? Für Fans ist der späte Nachkomme der „Bridget Jones“-Reihe wohl immer noch reizvoll, aber alleinstehend wirkt die Komödie stellenweise überzogen bei dem Versuch, den Charme seiner Vorgänger spielen zu lassen.

Blair Witch

Damals machte der unerwartete Erfolg des Low-Budget-Films The Blair Witch Project die Shaky Cam und die Nutzung von Found Footage kinoreif und inspirierte Filme wie Paranormal Activity, [Rec], As Above, So Below und Cloverfield. Bis dahin hatte man so etwas noch nicht gesehen. Das tröstete über die Tatsache hinweg, dass man im Film eigentlich rein gar nichts erfährt – weder, wer und was die Blair Witch ist, noch, was aus dem Filmteam wurde. Jetzt kommt ein Sequel in die Kinos und an dieses sind hohe Erwartungen gestellt, die er eigentlich so gar nicht erfüllen kann. Man erwartet eine Aufklärung, ohne dass dabei der Reiz des ersten Filmes zerstört wird. Man erwartet ein mindestens so schauriges Erlebnis, wie beim ersten Film, wozu der Regisseur allerdings wieder mit etwas nie Dagewesenem aufwarten müsste. Aber vor allem für echte Fans führt wohl kein Weg drumrum. Also, ab in die Kinos und lasst euch enttäuschen!

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Ja, ich bin „Harry Potter“-Fan. Und ja, ich kann es kaum erwarten, dass Phantastische Tierwesen endlich ins Kino kommt. Ein junger, britischer Zauberer, der in den 20ern in die USA reist, samt eines Koffers voller magischer Kreaturen? Mir fällt nichts ein, was ich diesen Kinoherbst lieber sehen würde. Dass das Ganze für mich, als Potter-Fan, eine Enttäuschung wird, glaube ich nicht, denn es geht ja nicht um Harry und Co. selbst, die Geschichte spielt lediglich in der gleichen Welt. Und von der kann ich so oder so nicht genug kriegen. Kritiken gibt es noch nicht, deshalb hoffe ich weiterhin das Beste und warte mit Butterbier und Ravenclaw-Pulli auf den 17. November!

Beim Durchlesen dieser Mini-Teaser und Kurz-Kritiken habt ihr es wahrscheinlich schon selbst gemerkt: Der Kinoherbst 2016 scheint die Zeit der Fortsetzungen und Remakes zu sein. Den „Großen“ fällt wohl nicht mehr viel ein, oder sie wollen die eingestaubten Klassiker mit neuer Technik ordentlich aufmotzen. Ein Blick auf Filme, die außerhalb von Hollywood produziert wurden, und auf das Programm kleinerer unabhängiger Kinos lohnt sich in diesem Fall noch mehr, als ohnehin schon. Wir hoffen, wir haben euch trotzdem ein bisschen Lust auf Kino gemacht. So oder so, wir haben da auch noch ein paar Videopostkarten zum Thema Herbst vorbereitet. Wer’s nicht bis ins Kino schafft (oder schaffen will), der kann sich dann hier einstimmen – auf schlechtes Wetter, Erntedank und Kürbissuppe!