02 Sep Kaffee

Kaffee / Abwarten und Tee trinkenAm 3. September ist Tag des Kaffees. Das ist für einige fast noch wichtiger, als 70 Jahre NRW, denn was wären wir ohne Kaffee? Das schwarze Lebenselixier ist für unseren Alltag, was ein Statist für den Film: er ist überall dabei, irgendwie selbstverständlich, jenseits unserer Aufmerksamkeit. Aber wäre er nicht da, wäre plötzlich alles etwas trister. Im Falle des Kaffees hieße das keine dampfenden Kaffeestände, keine romantischen Cafés, kein Energieschub vor, während und nach der Arbeit, weniger Gründe, sich gemütlich mit jemandem zusammen zu setzen und sich über Gott und die Welt auszutauschen. Aber Kaffee war nicht immer ein fester Bestandteil unseres Lebens. Seit seiner Entdeckung im 9. Jahrhundert ist er viel gereist und hat so einige Aufs und Abs erlebt.

 

Das Geheimnis der Ziegen

Die Geschichte der Kaffeebohne begann einer Legende nach im Königreich Kaffa, dem heutigen Südwesten Äthiopiens. Ein Ziegenhirte soll beobachtet haben, dass einige Ziegen aufgedreht und energiegeladen waren, während die anderen im Laufe des Tages immer müder wurden. Wie man sicherlich aus Kindheitserinnerungen an traumatische Streichelzoo-Erlebnisse weiß, sind Ziegen auch ohne Kaffee schon schwer zu händeln. Kein Wunder also, dass die Hirten sich von den Mönchen eines nah gelegenen Klosters Hilfe erhofften, was die aufgedrehten Ziegen betraf. Die Mönche entdeckten an der Weidestelle eine Pflanze mit weißen Blüten und roten Früchten. Ein Hirte namens Kaldi probierte eine dieser Früchte und stellte dabei eine belebende Wirkung der ominösen Früchte fest. Daraufhin machten die Mönche einen Aufguss aus den Früchten der Pflanze. Mithilfe dieses Suds konnten sie noch länger beten und sinnstiftende Gespräche führen, als man es als Mönch ohnehin schon tut. Der Kaffee war entdeckt.

Bis zum 16. Jahrhundert hatte es der Kaffee dann schon ins osmanische Reich geschafft. Doch dort wurde seine Existenz mehrere Male in Frage gestellt. Es wurden strenge KAFFEVERBOTE eingeführt. Und wer gegen dieses Verbot verstieß, dem blühten schwere Strafen. Zum Glück setzte sich dieses wahnwitzige Verbot in Deutschland nicht durch. Dort eröffnete das erste Kaffeehaus 1673 in Bremen. Zuerst war das Heißgetränk aufgrund seines hohen Preises nur ein Genussmittel für Reiche. Aber auch in dieser Rarität sorgte es schon für viel Aufsehen. So schrieb zum Beispiel Goethe in seinem achten Buch von Dichtung und Wahrheit, dass Kaffee ihn in eine „ganz eigne triste Stimmung“ versetze, er aber trotzdem keinen „Entschluß zu einer vernünftigeren Lebensart fassen“ könne. Ach, Johann Wolfgang, so geht es uns doch allen, denn Kaffee steht schon seit längerem im Verdacht, nicht gesundheitsförderlich zu sein.

Kaffee – Gift, Droge, oder doch ein Wundertrunk?

Berühmt berüchtigt in der Debatte um die gesundheitlichen Folgen von Kaffeekonsum ist das Kaffeeexperiment, das der schwedische König Gustav III in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchführte. Er ordnete die Begnadigung zweier zum Tode verurteilter Häftlinge an und ließ den einen jeden Tag Tee, und den anderen jeden Tag Kaffee trinken. So wollte Gustav III herausfinden, ob Kaffee giftig sei. Die Ergebnisse seines Experiments sollte er jedoch nie zu Gesicht bekommen, denn beide Häftlinge überlebten die überwachenden Ärzte und auch König Gustav.

Auch heute wird unablässig daran geforscht, wie gesund oder ungesund Kaffee nun eigentlich wirklich ist. Jedoch gibt es für jeden Befund auch wieder einen Gegenbefund. So heißt es im einen Jahr: Trinkt Kaffee, denn Kaffee hilft beim Abnehmen! Im nächsten Jahr heißt es dann: Kaffee erhöht die Konzentration von Stresshormonen im Blut – trinkt auf keinen Fall Kaffee! Und so weiter und so fort. Leidenschaftliche Kaffeetrinker haben schon längst aufgehört, bei solchen Befunden überhaupt mit der Wimper zu zucken und genießen ihren Kaffee auf Gedeih und Verderb.

Welchen dieser Befunde man auch glaubt, eines ist bewiesen: Kaffeeanbau trägt zur Rodung von Regenwäldern und damit zur Verunreinigung von Flüssen und zur Gefährdung der Artenvielfalt bei. Auch die lokalen Arbeitskräfte haben nicht besonders viel von ihrer schweren körperlichen Arbeit auf den Plantagen, denn die Gewinne der Kaffeeproduktion gehen nur in geringen Teilen zurück in die Produktionsländer. Wer trotzdem nicht auf seinen Kaffee verzichten will, sollte Kaffee aus fairem und ökologisch verträglichem Handel kaufen. Der ist zwar meist etwas teurer, beruhigt aber das Gewissen. Und wem das noch nicht reicht, der kann sein Gewissen weiter beruhigen, indem er statt Papierpost unsere virtuellen Videopostkarten verschickt. Für die werden keine Wälder gerodet und alle Mitwirkenden werden fair entlohnt.