12 Aug Ganz schön frech!

frechOb es nun die Freundin „auf Diät“ ist, die ihren Super-Food-Salat verschmäht und einem stattdessen 89% der Fritten klaut, oder Donald Trump, der mal wieder etwas Unangemessenes vom Stapel lässt – manche Menschen sind ganz schön frech! Und ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns auf die ein oder andere Weise mit ihnen herumärgern. Dabei hat das Wort frech ja noch einen gewissen Sympathiewert. Synonym könnten wir diese Freundin auch als dreist und Trump als rotzig (ja, rotzig ist doch ein schönes Wort für jemanden von Trumps Kaliber) bezeichnen. Aber bleiben wir für diesen Beitrag bei frech.

Es ist interessant, welche Verhaltensweise mitunter als frech bezeichnet werden. Beispiel: meine Schwester. Sie bekommt oft zu hören, sie sei ganz schön frech. Warum? Weil sie sich nicht alles gefallen lässt. Kommt ihr jemand quer, dann reagiert sie. Und das finden die Betroffenen dann frech. Ich hingegen bewundere das. Meistens bekomme ich nur das unangenehm berührte Lachen zustande, dass sich jene Leute aneignen, denen erst zwei Tage später in der Dusche einfällt, wie sie auf eine respektlose Äußerung oder unangemessenes Verhalten hätten reagieren sollen.

Frech durch den Tag

Für freche Menschen gibt es an einem normalen Tag viele Möglichkeiten, dem Ruf ihrer Natur zu folgen und frech zu sein. Wir haben da mal ein paar alltägliche Frechheiten zusammengetragen.

Der BMW-Parkplatz
Es gibt Frauenparkplätze (die sind näher an den Ein- und Ausgängen, um für mehr Sicherheit zu sorgen, und nicht größer als reguläre Parkplätze, um das ein für alle Mal zu klären!), es gibt Behindertenparkplätze und es gibt BMW-Parkplätze. Frauen- und Behindertenparkplätze sind meistens beschildert, aber das Ding bei den BMW-Parkplätzen ist, dass alle anderen Autofahrer sie gar nicht erst wahrnehmen. Diese Parkplätze sehen einzig und allein BMW-Fahrer: fremde Einfahrt – super Parkplatz; der Fahrradweg? Optimal! Es gibt sicherlich jede Menge BMW-Fahrer da draußen, die BMW-Parkplätze aus Solidarität zu allen anderen Autofahrern nicht in Anspruch nehmen, aber wir erkennen da eindeutig ein Muster!

Der Mitesser
Einmal ist es ein Mitarbeiter, oder eine Mitarbeiterin. Ein andermal der/die Mitbewohner/in; manchmal befindet sich der Verräter auch in der eigenen Familie. Egal, woher er kommt, und wie er zu dir steht – ist er ein Mitesser, wird er dir früher oder später deinen Pausensnack klauen. Dein mühsam verpacktes und äußerst vorsichtig zur Arbeit transportiertes Mittagessen „probieren“. Ein Stück von der im Bücherregal versteckten Schokolade abbrechen, und so tun als wüsste er von nichts. Ist er ein Mitesser, wird er deine Lebensmittel finden. Und er wird sie essen.

Der Witz-Dieb
Manchmal bin ich witzig. Habe ich eine witzige Geschichte zu erzählen, dann freue ich mich selbst am meisten darüber. Umso größer ist meine Enttäuschung, wenn jemand meinen Witz klaut und die Lacher kassiert. Noch viel frecher ist es, wenn die Witz-Diebe dann noch nicht einmal angeben, von wem sie dieses geistige Eigentum gestohlen haben.

Der Schuldzuschieber
Ein besonders prachtvolles Exemplar dieser Gattung ist Herr Norleon Graff. Während der Rest Deutschlands sich damit begnügt halb ernst „Danke, Merkel“ zu murmeln, wenn irgendetwas schief geht, sagt er gerne etwas wie: „Und wer ist Schuld? Jana.“ Aber da ich ja weiß, dass das nur in 13,74% aller Fälle ernst gemeint ist, kann ich mit diesem Grad an Frechheit gut leben.

Der Charmeur
Es gibt Leute, die kommen mit allem durch. Weil sie dabei charmant bleiben. Ich denke dabei zum Beispiel an einen Klassenkameraden, der nie seine Hausaufgaben machte, bei Arbeiten abschrieb, und bei Referaten, wie er es nannte, improvisierte, und trotzdem immer eine gute Note bekam, während ich mich wirklich dafür anstrengte. Das fand ich unfair. Sein sogenannter Charme war für mich damit eine einzige Frechheit.

Der Trinkgeld-Banause
Ich habe nie gekellnert und darüber bin ich froh. Denn danach zu urteilen, was Kellner und Kellnerinnen so erzählen, scheinen sie ein Stück menschlicher Würde ablegen zu müssen, wenn sie Gäste bedienen. Das Essen kommt nicht schnell genug, oder es stimmt etwas damit nicht – es wird die Kellnerin angeschnauzt. Ein Gericht ist aus – es wird der Kellner angeschnauzt. Das heißt kein Trinkgeld für den, der am wenigsten dafürkann. Am schlimmsten sind aber noch die, die zwar Essen gehen, aber auch bei gutem Service kein Trinkgeld geben, mit der Entschuldigung sie seien knapp bei Kasse. Wer Geld zum Essengehen hat, der kann sich auch die 2, 3 Euro Trinkgeld noch rausquetschen. Auch das finden wir ganz schön frech.

Der Mindestlohn-Bettler
Nicht immer, aber immer öfter gebe ich Bettlern und/oder Obdachlosen etwas Geld. Dabei fließen keine großen Summen, aber man kann auch nicht behaupten ich würde bei dieser Gelegenheit bloß mein Kupfergeld entsorgen. Gelegentlich gerate ich jedoch an Leute, die sich an der Menge an Geld stoßen, die ich ihnen geben möchte. So fragte mich letztens zum Beispiel jemand, dem ich gerade ein 1-Eurostück in die Hand gedrückt hatte, was er sich „denn bitte davon kaufen“ solle?! Frech? Frech.

Nun stellen Sie sich mal nicht so an!

Okay, über manche dieser Dinge regen sich wohl nur Spießer auf. Andere Dinge könnten eigentlich besser mit den Worten respektlos oder unverschämt beschrieben werden. Sicherlich habt ihr eine ganz eigene Definition davon, was frech und was akzeptabel ist. Und das könnt ihr mit einer Videopostkarte zum Thema „Ganz schön frech!“ kundtun.