15 Jul Wunsch frei!

Wunsch freiAm 19. Juli beginnen die Perseiden. Die Perseiden sind Sternschnuppenschauer, die sich einmal im Jahr in einem Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August ereignen. Erste Berichte über dieses Naturphänomen kamen im Jahre 36 v. Chr. aus China. Ich bin erst einmal Zeuge dieses Ereignisses geworden, obwohl die Schauer über einen langen Zeitraum hinweg auftreten. Damals lag ich in eine Bettdecke gekuschelt auf dem Trampolin im Garten meines damaligen Freundes. Am Tag zuvor hatten wir seinen Geburtstag gefeiert und nun waren wir hoffnungslos verkatert und hielten es im aufgeheizten stickigen Haus nicht aus. Um zu schlafen war uns zu schlecht, also starrten wir teilnahmslos in den Nachthimmel über uns und tätschelten ab und zu die Hand des anderen, um uns zu versichern, dass wir noch lebten. Und da sah ich meine erste Sternschnuppe. Es war nur ein helles Huschen, als hätte jemand einen kleinen Kratzer in das Himmelszelt gemacht und ihn sofort wieder geschlossen. Nicht besonders spektakulär. Aber dann sah ich plötzlich noch eine. Und noch eine. Und noch eine! Es war wunderschön.

Am nächsten Tag erzählte ich meinem Vater davon und er erklärte mir höchst wissenschaftlich, was man über die Perseiden wissen muss. Und dann fragte er, ob ich mir auch schön was gewünscht hätte. Und natürlich hatte ich das. Genauso, wie ich mir immer etwas Wünsche, wenn ich die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auspuste, oder lose Wimpern aus den Gesichtern meiner Freunde entfernte, damit sie sie von meinem Finger pusten können und ihnen kein Wunsch entgeht. Ich bin nicht abergläubisch, aber diese kleinen Rituale habe ich noch nicht ablegen können.

Jeder hätte gerne einen Wunsch frei

Und damit bin ich nicht die Einzige. Viele Erwachsene lassen sich Wunsch frei Situationen nicht entgehen. So findet man doch immer wieder Münzen auf dem Grund eines Brunnens, oder sieht Touristen (wenn auch manchmal verhalten) die Denkmäler oder Statuen anfassen, die laut regionalem Glauben Wünsche erfüllen. Im Alltag verlassen sich die meisten nicht auf Glück, oder die Macht einer weg gepusteten Wimper. Doch irgendetwas macht es uns unmöglich, diese Idee, auf magische Weise einen Wunsch frei haben zu können, völlig zu verwerfen.

Vielleicht ist es ein bisschen wie beim Lottospielen. Wir glauben nicht wirklich daran, dass gerade unsere Zahlenkombination gezogen wird, aber die Möglichkeit, dass es passieren könnte, reizt uns. Und wir haben ja auch nichts zu verlieren, außer die Kosten für den Lottoschein. Vielleicht ist es aber auch so, dass wir uns als Kind so darüber gefreut haben, wenn neue Wunsch frei Situationen entstanden, dass wir die nostalgische Freude wieder spüren, wenn wir als Erwachsene in eine solche Situation kommen. Und dann können und wollen wir dieses gute Gefühl nicht verlieren und tun, was wir als Kind schon getan haben: In uns gehen und uns voll auf unseren Wunsch konzentrieren. Aber kein Wort darüber zu irgendjemand anderem, denn das versaut den Wunsch.

Be careful what you wish for

Interessant ist, dass wir selbst als Erwachsene nicht völlig die Hoffnung auf die magische Erfüllung unserer Wünsche aufgeben, diese romantische Vorstellung aber auch gleichzeitig Argwohn in uns auslöst. Wir haben genug Filme gesehen und Märchen gelesen, um zu wissen, dass unsere Wunschvorstellungen Gefahren einschleppen, wie trojanische Pferde. Ich denke da spontan an Disneys Pinocchio – Geppetto wünscht sich einen Sohn und bekommt eine sprechende Holzpuppe, die ihn in große Schwierigkeiten bringt. In Limitless erlangt Bradley Cooper übermenschliche Intelligenz – und steckt plötzlich auch in großen Schwierigkeiten. Aaron Taylor-Johnson lebt in Kick-Ass den Traum eines jeden Comicnerds und wird Superheld, nur um bei seiner ersten heldenhaften Tat von zwei Kriminellen niedergestochen und darauf von einem Unbeteiligten angefahren und liegen gelassen zu werden. Dann wäre da noch Butterfly Effect: Ashton Kutcher bekommt die Chance seine Vergangenheit zu ändern. Klingt super, oder? Die Abiturprüfung in Physik noch mal wiederholen, und diesmal wissen, was dran kommt. Dem jüngeren Ich sagen, es soll von der korsischen Fischpfanne wegbleiben, die einem den Sommerurlaub mit einer deftigen Lebensmittelvergiftung versüßt, und vieles, vieles mehr. Nur, dass dadurch die Gegenwart verändert wird, und das nicht immer zum Guten. Und das sind nur ein paar der Erzählungen, die uns sagen, dass nichts ohne Preis kommt.

Obwohl … da fällt mir ein: Videopostkarten sind ganz und gar kostenlos! Ob sie auch Wünsche erfüllen? Wer weiß … Probiert es einfach aus und verschickt unsere Karten zum Thema „Wunsch frei“ unter diesem Link!