27 Mai Film

Herbst / FilmWarum haben wir nicht schon längst über Film geschrieben? Schließlich ist das doch, was wir eigentlich machen, in der Graff.ff Filmproduktion. Vielleicht war es eine Verwirrungstaktik? Vielleicht die Sehnsucht nach anderen Dingen als Kameras und perfekt ausgeleuchteten Sets? Vielleicht fanden wir es auch einfach zu offensichtlich? Die Antwort auf diese Frage werdet ihr wohl nie erfahren. Was ihr stattdessen erfahren könnt, sind einige Fakten und Anekdoten zum Thema der Woche auf Videopostkarten.de: Film!

Von Narzissten und Voyeuren

Es gibt Höhlenmalereien, Büsten, Ölgemälde, Schriften, Fotografien, Diktiergeräte, Tagebücher, Social Media und praktische kleine Handkameras. All diese Dinge (und noch viele, viele mehr) machen deutlich, dass der Mensch ein Bedürfnis danach hat, Dinge in irgendeiner Form für sich und die Nachwelt festzuhalten und umgekehrt sein eigenes Erleben durch Teilhabe an fremdem, oder sogar fiktivem Erleben zu erweitern. Es war also nur eine Frage der Zeit (ca. 200.000 Jahre), bis Menschen es schaffen würden, ihre Welt so realistisch wie möglich festzuhalten. Heute geht es bei Film schon lange nicht mehr nur um die Schaffung eines Abbildes von Realität. Film ist zusätzlich Unterhaltung, Film ist Marketing, Film ist Kunst. Schon allein aufgrund dieser verschiedenen Ausprägungen von Film, ist es schwer, in einem Blogbeitrag dieser Länge alles zu sagen, was gesagt werden muss. Deshalb beschränken wir uns auf die folgenden drei Themen:

Zum ersten Film

Die Vision von einem „Lichtabdruck“ des Menschen, oder sogar einem bewegten „Lichtabdruck“ hielt viele kluge Köpfe und verrückte Wissenschaftler überall auf der Welt nächtelang wach. Film wurde von ihnen Stück für Stück erfunden. Eine der ersten, wirklich wichtigen Erfindung für Film (wenn man von den Basics wie Strom und Werkstoffen mal absieht), war in der Mitte des 18. Jahrhunderts die Laterna magica. Mit ihrer Hilfe konnte man Bilder von einer Glasplatte vergrößert auf die Wand projizieren.
Ein nächster Meilenstein war die Fotografie. 1826 wurde es durch Joseph Nicéphore Nièpce zum ersten Mal möglich, ein Bild auf einer Zinnplatte festzuhalten. Das Prozedere dauerte aber saftige 8 Stunden. Selfie Game not so strong.
Schon 1832 erzeugten zwei Forscher unabhängig voneinander die Illusion der Bewegung mit dem sogenannten Lebensrad. Mit ihm werden Einzelbilder so schnell hintereinander gezeigt, dass für den Betrachter der Eindruck von Bewegung entsteht, wie bei einem Daumenkino. Damit diese Illusion funktioniert, benötigt man eine Frequenz von mindestens 16 Bildern pro Sekunde.
Die bis dato gemachten Erfindungen wurden 1872 vom Fotografen Eadweard Muybridge zusammengeführt, als er Serienfotografien von galoppierenden Pferden anfertigte und diese später im sogenannten Zoopraxiskop abspielte.
Da die Verbesserung des Bewegtbildes mithilfe der Fotokamera nur langsam voranschreiten würde, erfand der Franzose Louis Le Prince 1888 eine Kamera für Film – eine Filmkamera. Mit dieser drehte er auch die ersten Bewegtbildsequenzen, die wir heute als Film bezeichnen würden, nämlich die Roundhay Garden Scene und Traffic Crossing Leeds Bridge.

Film ist gefährlich

Und dabei denken wir nicht nur an Bitte-nicht-zu-Hause-nachmachen-Szenen, die von professionellen Stuntmen und Stuntwomen gespielt und von Special-Effect-Geeks gepimpt wurden. Nein, wir denken an Propaganda, die Verwendung von Stereotypen, an die filmische Darstellung der Welt, ihrer Bevölkerung, und ihrer Geschichte. Zu oft gehen wir davon aus, dass das, was wir im Fernsehen oder im Kino sehen, „schon so stimmen“ wird, oder wir vergessen, dass die Einblendung „Basierend auf wahren Begebenheiten“ nicht meint, dass alles Dargestellte genau so passiert ist. Wir bedenken nicht, dass dargestellte Personen und Ereignisse immer von jemandem in Szene gesetzt wurden und damit hoch subjektive Bedeutungsträger sind. Oft sind Filme unser erster oder einziger Kontaktpunkt mit einem Thema, einer Nation, einem Kulturkreis, einer Person, einer Region et cetera. Es ist also wichtig, dass wir uns die Subjektivität von Film bewusst machen und uns fragen, welchen Zweck diejenigen verfolgen, die hinter der filmischen Darstellung stehen.

Film macht sexy!

Wenn man zusammen einen spannenden Film guckt, dann erhöht das die Attraktivität des anderen. Und zwar ist es so, dass eine erhöhte Herzfrequenz dem Unterbewusstsein des Gegenübers Zuneigung signalisiert. Da das ganze nicht auf rationaler Ebene geschieht, sondern eben unbewusst, ist da auch nicht die kleine Stimme der Vernunft im Weg, die sagt: „Hey, ihr Herz klopft gar nicht wegen dir, du hohle Birne. Die hat Angst vor dem Serienkiller, der von Frodo Beutlin gespielt wird und leidenschaftlich die Skalps seiner Opfer sammelt!“ Aber falls ihr jetzt denkt, ihr haltet die Lösung für jegliche Form der nicht erwiderten Zuneigung in der Hand – das ganze kann auch gehörig schief laufen. Meine Mutter zum Bespiel verlor bei einem romantischen Date mit meinem Vater das Bewusstsein, weil der Film des Abends, Silence of the Lambs, nicht ganz ihren Sehgewohnheiten entsprach.

Wie bereits angemerkt, ist das Thema Film komplex und vielfältig, sodass wir eigentlich den Rest des Jahres damit verbringen könnten, Blogbeiträge über Film zu schreiben. Und wer weiß – vielleicht werden wir das ja?