20 Mai Kulturelle Vielfalt

kulturelle VielfaltWir haben vor Kurzem schon einmal in unserem Blog über Kultur gesprochen. Doch dabei standen, anlässlich der ART COLOGNE, Kunst und ihre verschiedenen Gestalten im Vordergrund. Aber Kunst ist nur ein Ausdruck von Kultur, ein Symptom, wenn man so will. Damit Kunst überhaupt erst aus Kultur entstehen kann, braucht es den Menschen. Und davon gibt es verdammt viele, nämlich über 7.332.000.000. Dass Kultur sich je nach Region und Nation unterscheidet, ist selbstverständlich. Dass Anerkennung und Austausch von und zwischen diesen Kulturen besteht, ist dabei alles andere als selbstverständlich. Deshalb wurde im März 2001 der Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung ins Leben gerufen. Aber worüber genau sollen wir in Dialog treten? Was sollen wir entwickeln?

Definiere Kultur…

Wenn wir kulturelle Vielfalt schätzen wollen, dann müssen wir uns zuerst einmal Gedanken darüber machen, was Kultur eigentlich ist. Der Begriff stammt vom lateinischen „cultura“ ab, was übersetzt „Ackerbau“, „Pflege“, oder „Bearbeitung“ bedeutet. Ursprünglich war damit also etwas gemeint, was der Mensch aus eigener Kraft erschuf und intakt hielt. Im Kern ist diese Bedeutung in unserem heutigen Verständnis des Kulturbegriffs immer noch erhalten, wurde aber über die Jahrhunderte hinweg abstrahiert. Heute bezeichnet Kultur alles, was der Mensch durch Vision und Handwerk schafft, bildet und kreiert, wo vorher nichts, oder nur simple Grundbausteine waren. Aus einem Klumpen Ton wird eine Statue, aus einem Laut wird Gesang, aus Steinen wird Schmuck aus einem Gefühl wird ein Wort, aus Wörtern werden Sprachen, Sprache wird zur Schrift, Schrift zu Literatur, in Literatur manifestieren sich Werte, und immer so weiter. Spricht man von Kultur, kann man sich auf kleine Gruppen beziehen, sogenannte Subkulturen, oder auf die Bevölkerung eines gesamten Kontinents, auf ein bestimmtes Zeitalter begrenzt oder zeitlich ganzheitlich denken. Der Kulturbegriff ist also sehr weit. In jedem Fall aber geben Kulturgüter Aufschluss über den Zeitgeist einer Epoche, oder die Essenz einer Gesellschaft. In dieser Weise wird er auch Teil des Identitätsbegriffs.

Warum ist kulturelle Vielfalt wichtig?

Wenn wir uns über unsere Kultur definieren, das heißt ihre Sprache nutzen, ihre Werke zitieren, ihre Gerichte essen, ihre Traditionen leben, ihre Ansichten und Werte teilen, dann ist es klar, dass diejenigen, die sich nicht innerhalb des Regelwerks unserer Kultur bewegen, die Anderen sind. Sie denken anders, handeln anders und sind ganz einfach anders als wir. So ist es in China zum Beispiel nicht üblich eine Einladung sofort anzunehmen. Erst nachdem sie mehrmals ausgesprochen wurde, ist es akzeptabel, auch tatsächlich dankend anzunehmen. Wenn man das nicht weiß, kann das zu Frustration führen.

Das ist nur ein harmloses Beispiel. Es zeigt jedoch, dass Missverständnisse und Konflikte vorprogrammiert sind, wo Kulturkreise sich überschneiden. Aber die Globalisierung schreitet voran. Grenzen öffnen sich, Unternehmen agieren weltweit, Menschen wandern aus und ein, globale, kontinentale und nationale Krisen zwingen die Staaten zur Kooperation. Es ist zwar nicht so, als würden sich Kulturen nicht schon vermischen und miteinander in Kontakt kommen, aber die Geschwindigkeit mit der dieser Prozess voranschreitet nimmt stetig zu. Abgesehen davon, dass kulturelle Vielfalt den Horizont und die Bildung des Einzelnen erweitert und die eigene Lebenswelt bereichert (zum Beispiel durch Musik, Essen und Literatur aus anderen Kulturen), ermöglicht die gegenseitige Akzeptanz ein friedliches Miteinander und schnelleren Fortschritt.

Wie sichern wir kulturelle Vielfalt?

Kultur in ihrer Gesamtheit ist für uns quasi überlebenswichtig. Wir spüren es nicht immer deutlich, aber Kultur gibt uns ein Gefühl der Zugehörigkeit. Sie verwurzelt uns, sagt uns wer wir sind, und wonach wir streben. Wird man seiner Kultur beraubt, verliert man auch einen Teil seiner Identität. Ein Beispiel dafür sind zum Beispiel die eingeborenen Völker Australiens, die Aborigines. Erst wurden sie verfolgt, versklavt und zu Tausenden getötet, dann durch Jahrzehnte lange Assimilationspolitik „integriert“. Drogenabhängigkeit, erschreckend hohe Selbstmordraten und eine um 17 Jahre geringere Lebenserwartungen prägen den Alltag der modernen Aborigines.

Kulturen angleichen ist also nicht der richtige Weg. Wie der Name des Welttages es schon sagt, besteht die einzige Möglichkeit für Kulturerhalt und ein friedliches Miteinander in einem wohlwollenden kulturellen Austausch. Wir brauchen interkulturellen Dialog, um Entwicklung zu ermöglichen. Nur aus gegenseitigem Verständnis kann Akzeptanz erwachsen. Wir sollten also im Kontakt mit anderen Kulturen eine Möglichkeit zum Fortschritt sehen, sowohl persönlich, als auch gesellschaftlich und wirtschaftlich, und keine Bedrohung durch die Konfrontation mit dem Anderen.

Ihr wollt jemanden in eurer Kultur willkommen heißen, oder jemandem Glück bei seiner/ihrer Reise in eine fremde Kultur wünschen? Dann verschickt unsere Videopostkarten zum Theme kulturelle Vielfalt!