11 Mrz Büroarbeit

chillFragt man eine Kindergartengruppe, eine Grundschulklasse (oder einen beschwipsten Haufen Studenten), was sie einmal werden wollen, dann bekommt man die blumigsten Antworten: Astronaut, Ponyhofleiterin, Erfinder, Tierarzt in einer Orang-Utan-Aufzucht, Pirat, Indiana Jones der Zweite und so weiter und sofort. Selten ist ein unter-10-Jähriger schon oft genug vom Leben enttäuscht worden, um einzusehen, dass es vermutlich doch nur ein stinknormaler Nine to Five Bürojob wird. (Ich erinnere mich allerdings daran, dass meine Schwester im Grundschulalter ein Büro haben wollte und sogar in der Bretagne am Strand mit Muscheln und Steinen „Büro“ spielte. Dieser Traum wich jedoch kurz darauf der Vision von einer Okapizucht und heute studiert die Gute Produktdesign.) Aber was ist eigentlich so schlimm an Büroarbeit? Zugegeben, die Vorstellung in einem spartanisch ausgestatteten, gräulichen Raum zu sitzen und auf einen flimmernden Bildschirm zu starren, während Erna in ihren Haribotüten ‚rumknistert und Bernhard seine Schweißflecken überprüft, ist wohl für kaum einen eine reizvolle Vorstellung. Zu Mittag geht man mit den Mitarbeitern, die man sich nicht ausgesucht hat, dann in die Pommesbude oder die Minus-3-Sterne-Cafeteria und dann geht es auch schon zurück auf den Bürostuhl. Gegen halb drei ist dann vom Herumsitzen die Verdauung blockiert, der Nacken steif, die Gelenke geschwollen und der Blutdruck so weit gesunken, dass man auf dem Weg in die Raucherpause Sterne sieht.

Büroarbeit – beinahe unvermeidlich

Leider ist es nur so, dass der größte Teil aller verfügbaren Jobs mittlerweile Bürojobs sind. Und auch in vielen Nicht-Büro-Jobs sitzt man eigentlich nur noch herum und drückt Knöpfchen (wenn überhaupt). Auch in Jobs, die früher einmal mit Aufregung und auf Achse Sein verbunden waren, wie zum Beispiel als Journalist, sitzt man heutzutage (Dank Inter- und Intranet) meistens am selben Fleck. Wenn ihr also noch nicht ins Berufsleben gestartet seid, dann sucht euch schon mal einen guten Physiotherapeuten.

Am meisten Bewegung bekommt man wohl noch als Handwerker oder Bauarbeiter. Aber bei 35 Grad im Schatten zu asphaltieren oder seit Wochen verstopfte Ausflüsse zu reinigen ist auch nicht jedermanns Sache. Nein, leider folgt nun, anders als bei vorhergegangenen Blogbeiträgen, kein philosophisch-optimistischer Umdenkanstoß. Tatsächlich kann ich euch nur raten, euch schonmal an den Gedanken zu gewöhnen, den größten Teil vom Rest eures Lebens in mehr oder weniger heimeligen Büroräumen zu verbringen. Selbst wir als Filmmenschen tun das. Und wenn euch die Abenteuerlust packt … naja, für sowas gibt es Man vs Wild auf DMAX.

Gibt es überhaupt den perfekten Job?

Wahrscheinlich schon. Aber nur die wenigsten kriegen ihn (und haben dafür vermutlich auch hart gearbeitet). Solange wir nicht zu diesen wenigen gehören, müssen wir uns das, was wir haben, halt ein bisschen schönreden: diese wirklich nette und lustige Kollegin drei Stühle weiter, die beste Pommesbude der Stadt gleich um die Ecke, oder vielleicht auch nur ein besonders kurzer Weg zu den Toiletten. Und mal ehrlich: Als Astronaut ist das Leben auch nicht nur Glanz und Gloria … schonmal in Schwerelosigkeit gepinkelt?