19 Feb Fastenzeit

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Karneval war wild – jetzt kommt die Fastenzeit

Und das brachte uns auf unser aktuelles Thema der Woche bei den Videopostkarten. Die einen lassen während der Fastenzeit die Süßigkeiten weg (und greifen zur Ablenkung zu Wein oder Kaffee), die anderen versuchen ohne Zigaretten auszukommen (und essen dafür mehr Süßigkeiten).
Die Fastenzeit wird von vielen zum Anlass genommen, um zumindest für einen kurzen Zeitraum Ungesundes wegzulassen und gesünder zu leben. Aber was ist eigentlich „gesund“?

Gesund bis in den Tod

Indikatoren für gute Gesundheit gibt es viele: gute Blutwerte, ein starkes Immunsystem, eine schlanke, straffe Figur, hohe Energielevels und so weiter und so fort. Mögliche Wege zur Gesundheit gibt es noch mehr: Wir probieren high carb, low carb, Paleo, glutenfrei, Rohkost, Nahrungsergänzungsmittel, clean eating, Saftfasten, Bio, Trennkost und Veganes. Nach der Arbeit geht’s zum Yoga, aufs Fahrrad, in die Laufschuhe, zum Gewichtetraining oder zum Zumba. Danach dann mindestens acht Stunden Schlaf, irgendwann die empfohlenen drei Liter Wasser am Tag ‚runterspülen und bei all dem immer entspannt lächeln, denn Stress schadet bekanntlich der Gesundheit.

Fitness und Gesundheit stehen hoch im Ranking des begehrenswerten Lebensstils, und das nicht nur zur Fastenzeit. Und wir können es uns erlauben, all diese Wege mal anzutesten, auch wenn es nur mit der Spitze des Schuhs ist, denn wir haben Lebensmittel im Überfluss und das oft zu Dumpingpreisen. Aber dauerhafter Erfolg auf einem dieser Wege stellt sich nur selten ein. Denn plötzlich gibt es eine Studie, die einem sagt: Tu das bloß nicht, es ist doch nicht so gesund, wie wir dachten. Aber dafür haben wir jetzt eine andere Diät entwickelt! Und dann lässt man alles stehen und liegen und sattelt um.

Gesund, gesünder, Essstörung

Dass es bei so viel unterschiedlichen Meinungen und einem so hohen Wert eines gesunden Lebensstils zu Verirrungen kommt, ist wohl unvermeidlich. Und auch dazu gibt es nun einige Studien und was dabei herausgekommen ist, nennt man Orthorexia nervosa, eine Form von Essstörung. Die Betroffenen sind in ihrem Gesundheitswahn so darauf fixiert allen Studien, Empfehlungen und Richtlinien in der Ernährung gerecht zu werden, dass sie ihrem Körper dadurch erheblichen Schaden zufügen.

Ein Extrembeispiel dafür wäre der Tod durch zu viel Wassertrinken. Seit 1981 wurden mindestens vierzehn Todesfälle mit dieser Ursache dokumentiert. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen jedoch unter Mangelerscheinungen und Untergewicht. Nun werden sich diejenigen, die gesundheitstechnisch beratungsresistent sind und fröhlich ihre Zigaretten rauchen, ihren Fritten mampfen und zum Nachtisch auf der Couch ein paar Snickers verdrücken, vermutlich ins Fäustchen lachen. Jedoch sind Menschen mit Orthorexia nervosa nicht krank durch gesunde Ernährung, sondern weil sie in einem Gesundheitswahn ungesunde Praktiken verfolgen.

Wer zufrieden einen Burger isst, ist gesünder als jemand, der frustriert einen Salat isst

Damit wären wir wieder bei der Frage: Was ist denn nun gesund? Bei all den Studien und Trends, die teilweise gegeneinander arbeiten, bleibt einem eigentlich nur eines: auf den eigenen Körper zu hören. Wenn wir keinen Durst haben, warum sollen wir dann ein Riesenglas Wasser trinken? Wenn wir den ganzen Tag an nichts anderes als ein Steak denken können, warum sollen wir uns dann mit einem fruchtigen Feldsalat zufrieden geben? Wenn wir nach unserem Abendessen unsere Obergrenze von 1800 Kalorien erreicht haben, aber immer noch hungrig sind, warum sollen wir dann nicht weiter essen?

Unser Körper ist perfekt ausgestattet, um uns zu zeigen, was er braucht. Wir werden müde, wenn wir Schlaf brauchen, wir zucken zurück, wenn wir uns weh tun und wir brechen, wenn wir etwas Verdorbenes gegessen haben. Wenn wir aufhören nach einem bestimmten BMI zu streben und versuchen all die Dos und Dont’s zur gesunden Ernährung unter einen Hut zu bekommen, dann können wir vielleicht wieder hören, was uns unser Körper sagt. Dann bekommen wir nicht nur ein Gefühl dafür, was uns gut tut, sondern auch wann wir genug davon haben.