29 Jan Betrug!

Chemie

VW tut es, der DFB tut es. Severino Seeger hat es auch getan. Vielleicht tut deine bessere Hälfte es auch. Oder am Ende tust sogar du es? Betrügen. Wir nennen es moralisch falsch, aber im Grunde haben wir doch alle mindestens schon mal darüber nachgedacht, es zu tun. Und wenn´s nur beim Monopoly war. Also vielleicht sollten wir nicht so streng sein, wenn dann mal jemand der Versuchung zu einem „kleinen“ Betrug nachgibt. Oder?

Betrügen kann man nicht nur auf eine Art. Der eine denkt vielleicht spontan an das Liebesabenteuer auf Mallorca, während der eigentliche Partner nichtsahnend zu Hause auf der Couch saß. Der nächste erinnert sich gequält daran, wie er die eigenen Kinder beim Kartenspielen um den Sieg gebracht hat. Andere denken groß: Steuersünde, Falschgeld, Dokumentenfälschung, Bauernfängerei, Versicherungsbetrug, Missbrauch von Spendengeldern, und so weiter und so fort.

Unter Betrug fasst man vieles zusammen. Dabei sind das doch alles völlig unterschiedliche Dinge. Man kann schließlich schlecht den Betrug des Partners mit Versicherungsbetrug vergleichen, und Versicherungsbetrug ist doch lange nicht so verwerflich wie der Missbrauch von Spendengeldern? Was, also, haben all diese Szenarien gemein?

Ob im Herzen, oder im Portemonnaie: Betrug tut weh

Wir empfinden Betrug als unmoralisch, weil dadurch Schaden angerichtet wird. In einem Fall ist nur eine Person betroffen, im anderen Hunderte, Tausende, wenn nicht sogar Millionen. In einem Fall kriegen die Betroffenen spitz, was passiert ist, im nächsten Fall ist der Betrüger für den Rest seines Lebens fein raus. Wie sich ein Betrugsfall entwickelt, wie viel Leid dadurch erzeugt wird und wie viel Vorteile man durch den verwerflichen Schachzug herausschlagen kann, ist aber vorher nicht abzusehen.

Betrug und das, was er nach sich zieht, kann nur schlecht verallgemeinert werden. Klar ist jedoch, dass jeder schon einmal die Möglichkeit dazu hatte und umgekehrt auch schon Opfer von Betrug wurde. Und das tut weh – ob nun dem Herzen, oder dem Konto, oder beidem. Und genau deshalb müssen wir sauer sein, wenn Menschen, die in irgendeiner Form Macht über uns haben, oder unser Vertrauen genießen, ihre Macht missbrauchen und ihre Verantwortung missachten, um auf unsere Kosten glücklicher, reicher, oder mächtiger zu werden.

Hört auf die Mama, oder auf Kant

Viele Unternehmen und Organisationen haben heutzutage einen nachlesbaren ethischen Kodex. Auf den kann dann gepocht werden, wenn die Führungsetage gewagte Schritte unternimmt, oder unternehmen lässt. Aber was haben wir als Individuen, als Einzelpersonen? Wir haben ein Gesetzbuch. Und Werte. Werte, die uns in der Familie, in der Schule, durch Freunde, durch Vorbilder, durch Denker und Autoritätspersonen vermittelt werden. Werte, die wir als solche vermitteln und vermittelt bekommen, weil wir mit angesehen oder am eigenen Leib gespürt haben, was passiert, wenn wir unsere Werte über Board schmeißen. Wir wollen nicht betrogen werden. Und was du nicht willst, das man dir tut, das füg‘ auch keinem anderen zu. Oder mit Kants Worten:„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Und wem das nicht reicht, dem sei gesagt: Die Moral von der Geschicht‘ ist ja sowieso zu oft „Betrügen lohnt sich nicht.“