28 Aug Toleranz

Marieluise

Unsere Filme der Woche stehen unter dem Thema Toleranz – viel gepredigt, oft missachtet. Also, wie tolerant sind wir wirklich? Wir fragen uns vor allem, wie wir selbst mit uns umgehen. Brauchen wir da eigentlich noch die Angst vor dem Fremden? Sind wir uns nicht selbst fremd genug?

Einen Grund, jemand anderes zu verachten, sich über ihn lustig zu machen, oder schlichtweg abzulehnen finden wir doch immer. Und wenn es nur diese lächerlichen blonden Strähnchen der Mitarbeiterin, oder die Lackaffen-Schuhe des Nachbarn sind. Aber warum tun wir das? Warum suchen wir uns an so vielen Menschen nur das heraus, was uns hilft ihn in der Nahrungskette tiefer anzusiedeln als uns selbst?

Ja, schon gut, du bist was Besseres

Ganz einfach – aus Angst. Das Selbstwertgefühl der meisten ist ein zerbrechliches Konstrukt. Wir verlassen das Haus morgens/mittags/abends in dem Wissen, dass wir in unserer Gesamtheit nicht vollkommen sind und dass selbst jene Aspekte unseres Selbst, die wir schätzen und lieben, von irgendwem da draußen angegriffen werden könnten. Also bauen wir eine Festung aus Dingen, die wir an anderen kritisieren (könnten), nur um etwas auf Lager zu haben, für den Fall dass diese Menschen etwas an uns nicht schätzen. Wir werten uns gegen sie auf, ohne dass überhaupt etwas vorgefallen sein muss.

Dieses Verhalten scheint, obwohl nicht gerade ehrenhaft, menschlich. Geht diese Intoleranz zu weit, bleibt jedoch auch diese Menschlichkeit auf der Strecke. Dann verachtet man plötzlich ganze Gruppen oder Gesellschaften aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer politischen Ausrichtung und so weiter und so fort.

Toleranz – der Schlüssel zur Krisenbewältigung

Zu sagen „ich bin nicht so, wie die“ hilft vielleicht, die Welt für sich selbst in „richtig“ und „falsch“ einzuteilen; nicht aber hilft es dabei, Konflikte tatsächlich zu bewältigen, die Wogen von Krisen zu glätten. Denn der erste Schritt in diese Richtung ist immer Toleranz. Wir müssen nicht einmal akzeptieren, sondern nur tolerieren. Wir müssen das „andere“ nicht zum Teil unserer selbst werden lassen, wir müssen nur anerkennen, dass es da ist und ein Recht dazu hat, zu existieren – selbst wenn wir es nicht verstehen. In der Praxis heißt das, dass wir uns Hannelores Strähnchen ja nicht auch machen lassen müssen. Aber wir brauchen uns auch nicht über sie lustig zu machen. Und wir müssen uns nicht die gleichen Schuhe wie Albert kaufen, sollten jedoch nicht glauben, dass wir bescheidener sind, nur weil wir lieber Sneakers tragen.